Georg Wilhelm' NÖLDEKE

Georg Wilhelm' NÖLDEKE

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Georg Wilhelm' NÖLDEKE
Beruf Oberlehrer Schwerin nach diesem Ort suchen

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 10. April 1845 Wiedensahl nach diesem Ort suchen [1] [2]
Taufe Hannover nach diesem Ort suchen
Tod 24. April 1923
ID - NOELDEKE
Heirat 17. April 1874 Sulingen nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
17. April 1874
Sulingen
Sopnie' Auguste Regine THIEMIG

Notizen zu dieser Person

BERUF: Während des Studiums als Hauslehrer tätig. Ab 1874 Oberlehrer am Gymnasium in Schwerin.
Ab1894 Professor.
1914 in den Ruhestand versetzt , nach Hannover verzogen.

BIOGRAPHISCHES: Georg Wilhelm NÖLDEKE geb. 10.4.1845gest. 24.4.1923

Unser Vater ist in Wiedensahl als ältester Sohn des Pastors Hermann Nöldeke
und dessen Gattin Wilhelmine geb. Schuster geboren. Aus der Jugendzeit von
Vater wissen wir wenig, da er kaum davon sprach. Mit 13 Jahren hatte er das
erste schwere Erlebnis, als seine, von ihm sehr geliebte Mutter, im Alter von noch
nicht einmal 41 Jahren starb; ihre an ihn gerichteten Abschiedsworte hatte er auf
einen Zettel geschrieben, den wir nach seinem Tode in seiner Bibel fanden.
Vater hat seine zweite Mutter, Fanny geb. Busch, auch sehr geliebt und verehrt.
Ihr Bruder Wilhelm Busch zog nach Grossvaters Tod 1878 zu ihr ins Pfarrerwitwenhaus.
Wir Kinder sind mit unseren Eltern in den Sommerferien oft dort gewesen.
Der Umgang mit dem Onkel war immer eine besondere Freude für uns,
besonders in späteren Jahren, als wir ihn besser verstanden und zu würdigen wussten.

Aus der Jugendzeit wissen wir von Vater, wie gesagt, nicht viel, auch nicht, wie und
wo er die Vorkenntnisse gewonnen hat, um mit 14 Jahren in die Sekunda des Bückeburger
Gymnasiums aufgenommen zu werden. Er war beim Onkel Prorektor Adolf, dem Bruder
seines Vaters, in Pension. Nach 2 1/2 Jahren kam er aufs Gymnasium nach Lingen; dort
war sein Onkel Karl Nöldeke Direktor. Die uns vorliegenden Zeugnisse aus dieser Zeit
zeigen, dass er ein besonders fleissiger und begabter Schüler gewesen ist.

Nach gut bestandenem Abitur ging er dann auf die Universität Göttingen, um Theologie
und Philologie, wie es in seinem Abgangszeugnis vermerkt ist, zu studieren. Von Ostern
1864 bis Michaelis 1866 studierte er in Göttingen. Da das kleine Kapital, das er von
seiner Mutter geerbt hatte, nicht weiter reichte, musste er das Studium unterbrechen,
um sich erst das Geld zum Weiterstudieren zu verdienen. Er bekam eine Stelle als Privatlehrer
in Sulingen, wo er die Kinder wohlhabender Familien, u.a., unsere Mutter, unterrichten musste.
Hier hat er einige glückliche Jahre verlebt, von denen er gern sprach, auch dass er sich mit
seiner ältesten Schülerin, der Tochter von Amtsgerichtsrat Thiemig heimlich verlobte.
Von Michaelis 1866 bis Ostern 1869 ist er in Sulingen gewesen, ging dann mit dem
dort ersparten Geld wieder nach Göttingen, um sein unterbrochenes Studium zu beenden.
1870 beUstand er das Staatsexamen, hatte aber allerhand Schulden machen müssen,
unter denen er später sehr litt.

Da er nicht gleich eine Anstellung an einer Schule bekam, ging er als Hauslehrer
zum Grafen Blücher nach Finken in Mecklenburg. Ostern 1873 kam er dann an
die Realschule in Schwerin, wo er im November 1874 definitiv angestellt wurde.
Ostern 1874 heiratete er und nahm seinen bisherigen Zögling Graf George
Blücher als Pensionär mit in seine Ehe. Das war für unsere junge gute Mutter
kein leichter Anfang, da zunächst auch noch die Universitäts
schulden abgetragen werden mussten. Das ging nur, weil Mutter sehr sparsam zu
wirtschaften verstand. Aber sie hat doch später oft davon gesprochen, wie
schwer diese Zeit gewesen, dass ihr sogar einmal der Bäcker gesagt habe, sie bekäme
nicht eher Brot, als bis das, was sie bei ihm schulde, bezahlt wäre. Vater gab dann
viele Jahre eine Menge Privatstunden, wodurch sich die Verhältnisse besserten, und
durch grosse Sparsamkeit wuchs allmählich ein kleines Vermögen. Als junger Ehemann
promovierte Vater auch noch. Im Jahre 1879 wechselte er von der Realschule
an das Gymnasium Friedericianum, das für ihn als Altphilologen geeigneter war.
Zu Hause war unser Vater absolut tonangebend, und unsere gute Mutter fügte sich
ganz selbstverständlich in all seine Anordnungen. Sie kannte das aus ihrem Elternhaus
auch nicht anders. Von Gleichberechtigung der Frauen wurUde damals auch nicht gesprochen.
Für uns Kinder war sein Wille natürlich erst recht massgebend. Wir wurden sehr einfach
und besonders für heutige Verhältnisse streng erzogen. Trotzdem haben wir viele schöne
und frohe Erebnisse aus unserer Jugendzeit. Unser Vater war ein grosser Patriot und
Bismarck-Verehrer, kam darüber oft mit unserem alten Onkel Prorektor, der seit 1889
ganz in unserer Familie lebte und noch begeisterter Welfe war, aneinander, zur Belustigung für uns.
Bismarck, Moltke, Roon waren für uns Kinder die wahren Volkshelden. Wir kannten
all die damals viel gesungenen Vaterlandslieder, bevor wir in die Schule kamen,
und ich sehe noch Vater vor mir, wie er den kleinen Bruder auf die Schultern setzte und
diese Lieder singend durch die Zimmer trabte. Als nach Bismarcks Entlassung die
Huldigungsfahrten der Deutschen nach Friedrichsruh begannen und auch die
Mecklenburger dahin fuhren, war es für Vater Selbstverständlich, daß wir alle daran teilnahmen.
Vater freute sich besonders, daß ich als eine der 6 Ehrenjungfrauen erwählt war. Es war für uns
Kinder ein Höhepunkt unserer Jugend, als wir Bismarck, der nachher durch unsere Reihen
ging, zujubelten.

Sehr viel Freude hatte Vater auch am Wandern und Reisen. Jeden Nachmittag bei jedem
Wetter musste Mutter mit ihm spazieren gehen, d.h. gehen ist nicht der richtige Ausdruck.
Es wird erzählt, dass zwei Herren sich über Nöldeke's unterhalten hätten und der eine sagte,
er habe eben Nöldeckes spazieren gehen sehen; da habe der andere geantwortet, das sei nicht
möglich, er habe sie höchstens spazieren laufen gesehen. In seinem alten Havelock und Mutter
im alten Kapotthut ging es jeden Nachmittag stundenlang meistens in den Schlossgarten und
weiter am See entlang. Ab und an mussten wir Kinder mitgehen, was wir weniger schätzten,
da wir von der elterlichen Unterhaltung nichts hatten. Sie sprachen dann über erhaltene Briefe,
Bekannte und besonders über Politik, wobei sich Vater über die Reichstagsdebatten, über
Windhorst, Bebel, Liebknecht usw. sehr aufregen konnte. Schöne Reisen haben wir in
unserer Jugend auch gemacht, ausser zu den Grosseltern nach Lilienthal und Wiedensahl
mehrmals nach Thüringen, in den Harz und an die Nordsee. Unser Grossvater Thiemig,
der nie zu bewegen war, eine Eisenbahn, dies rauchende, fauchende Ungetüm zu benutzen,
hatte für die Reiselust seines Schwiegersohns kein Verständnis, meinte, die Nöldeke's
stammten wohl von den Zigeunern ab.

Früh weckte Vater in uns auch den Familiensinn und den Stolz, dieser Familie anzugehören.
Deshalb wurden wir Kinder auch schon früh mit zu den Familienversammlungen genommen.
Noch heute gedenken wir gern der alten Vorväter, vor allem des Onkels Wilhelm, des
Gründers unsres Familienbundes. Als Vater mich bei den alten Tanten und Onkel vorstellte
und wir bei Onkel Wilhelm ankamen, sagte dieser zu mir du siehst ja wie eine richtige
Nöldeke aus, hoffentlich bist du es auch!; darauf sagte Vater da kannst du Dich drauf
verlassen Onkel, dafür sorge ich! In seinem Beruf fühlte Vater sich sehr glücklich,
besonders unter seinen ersten drei Direktoren. Bei seinen Schülern war es sehr bleibt,
er genoss auch in der Stadt grosses Ansehen und Vertrauen. Mit 69 Jahren nahm Vater
Ostern 1914 seinen Abschied wegenzunehmen der Schwerhörigkeit. Seine Schüler
brachten ihm abends noch einen Fackelzug, und er hielt ihnen vorn Balkon seiner Wohnung
noch eine zu Herzen gehende Rede. -

Die Eltern zogen dann nach Hannover, da Vater nicht in Schwerin bleiben mochte, wenn
er seine Jungs, wie er sie nannte, nicht mehr unterrichten durfte. In Hannover pflegten
unsere Eltern noch einen angenehmen und anUregenden Verkehr mit vielen lieben Verwandten.
Wäre nicht der unselige 1. Weltkrieg gekommen, hätten unsere Eltern einen schönen,
sorgenfreien Lebensabend gehabt. Vater hat bis zuletzt nicht glauben wollen, dass wir
Deutsche den Krieg verlieren könnten. Deshalb war es auch ganz besonders bedrückt
über das Ende. Und als dann die Inflation anfing, konnte er es nicht fassen, dass sein in
langen Jahren erspartes Vermögen immer weniger wurde. Dass es gänzlich verloren war,
hat er glücklicherweise nicht mehr erlebt. Er fing In den letzten Jahren seines Lebens leider an,
immer weniger zu essen, er hatte im Kriege gesehen, dass man mit sehr schmaler Kost
auskommen konnte, wenn man musste. So gönnte er sich immer weniger, sein Brot ass
er trocken und stippte es in den dünnen Ersatzkaffee, und Mutter durfte nur das
Allernotwendigste kaufen. Infolgedessen wurde er von Tag zu Tag schwächer,
er starb am 24. April 1923 ohne ein Leiden plötzlich an Entkräftung. Als treu sorgender
Mann und Vater und als stolzer liebevoller Grossvater wird er uns immer im Gedächtnis
bleiben.
Sein Bruder Hermann hielt ihm die Trauerrede, und wir sangen sein Lieblingslied Befiehl
du deine Wege Seine letzte Ruhe hat unser Vater auf dem Seelhorst-Friedhof gefunden.

gez. Anna Hübbe, geb. Nöldeke und Georg Nöldeke

Quellenangaben

1 Ahnen-/Stammtafeln der Familie NÖLDEKE
2 Deutsches Geschlechterbuch, Band 127, 443
Angaben zur Veröffentlichung: C. A. Starke Verlag,

Identische Personen

In GEDBAS gibt es Kopien dieser Person, vermutlich von einem anderen Forscher hochgeladen. Diese Liste basiert auf den UID-Tags von GEDCOM.

Datenbank

Titel LUCAS
Beschreibung

 Die Daten der Familien BAC(K)MEISTER, HEERMANN, KAROW, KNOKE, NÖLDEKE, NÖLDECHEN und VOGELER, sowie von angeheirateten Familien werden in einer gemeinsamen Datei gesammelt und gemäß dem Deutschen Datenschutzgesetz im Internet veröffentlicht.

Die Veröffentlichung erfolgt auf drei Wegen, in den Datenbanken bei: 

1.  GEDBAS.genealogy.net

2.   GeneaNet.org und

3.   www.familie-noeldeke.de 

Die eigentliche Forschung liegt überwiegend bei den einzelnen Familien selbst. Ausnahme dieser Regelung sind Nebenlinien, soweit diese von Interesse (z. B. mit unseren Hauptlinien eng verbunden) sind; diese können  von allen Beteiligten bearbeitet werden.

Die Bearbeitung unserer gemeinsamen Datei/Datenbank, kann nach durch unseren Systemadministrator, durch Familienmitglieder direkt durchgeführt werden. 

Falls Interesse vorhanden ist, kann die vollständige Datei als GEDCOM-Datei bei den Zugangsberechtigten angefordert werden.

Die Weitergabe von Personendaten an andere Personen erfolgt unter Einhaltung der im deutschen Personenstandsgesetz festgelegten Fristen

Hochgeladen 2023-07-09 08:54:58.0
Einsender user's avatar Christian W. Heermann
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