Gregor RICHTER

Gregor RICHTER

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Gregor RICHTER
Beruf Kirchenhistoriker und Professor
title Domkapitular Prof. Msgre Dr. Gregor Richter

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 29. April 1874 Grüsselbach, Fulda, Hessen, Deutschland nach diesem Ort suchen
Tod 23. Januar 1945 Fulda, Fulda, Hessen, Deutschland nach diesem Ort suchen

Notizen zu dieser Person

Professor Dr. Dr. Gregor Richter

von Winfried Walk

(aus: Grüsselbacher Dorfgeschichte, Ausgabe 6 (2005), S. 7-9)

Gregor Richter wurde am 29. April 1874 als 5. Kind der Eheleute Christoph und Hilaria in
Grüsselbach geboren. Der Großvater war als Gemeindeschäfer nach Grüsselbach gekommen.
Sein Vater Christoph Richter, der 1932 mit 95 Jahren starb, war Landwirt und Schafzüchter.
Christoph Richter war zweimal verheiratet. Die erste Frau Theresia, geb. Hill, verstarb bei der
Geburt ihres ersten Kindes, und Christoph heiratete im Jahre 1866 Hilaria geb. Wehner aus
Morles. Aus dieser Ehe gingen 12 Kinder hervor, von denen 10 am Leben blieben, sodass im
Hause Richter 11 Kinder aufwuchsen. 2 Schwestern Gregors traten in Ordensgemeinschaften
ein, Monika wurde Vinzentinerin des Fuldaer Mutterhauses, Schwester Theodora, Lina ging in
das Institut der Englischen Fräulein, Mater Mechthild. Daraus kann man ersehen, dass im
Hause Richter religiöser Sinn vorherrschte. Das Wohnhaus ist heute noch erhalten und befindet
sich Am Grüsselbach 8 im Besitz von Margarethe Schellenberger (siehe Haus-Nr. 22 - Schütz
„Eveliese“ aus der Haus- und Hofchronik, in einer der nächsten Ausgaben).
Nach einigen Jahren Volksschule besuchte der gut talentierte Gregor die Lateinschule in Geisa
(Thüringen). Der große Förderer Richters war der Rasdorfer Pfarrer Franz Herzig, welcher dort
seit 1873 als Kaplan und seit 1888 als Pfarrer wirkte. Gregor sieht in ihm „den guten Stern
seiner Jugend“. Aus Dankbarkeit widmete er ihm 1913 seine Schrift über Gregor Witzel.
Aufgrund seiner Begabung übersprang er eine Klasse in Geisa und besuchte nach 4 ½ Jahren
anschließend das humanistische Gymnasium in Fulda. Im Jahre 1892 legte er seine
Reifeprüfung ab und konnte mit ausgezeichneten Zensuren das Gymnasium verlassen.
Am 10. Mai 1892 trat er in das Fuldaer Priesterseminar ein. Dort widmete er sich vorwiegend
philosophisch-theologischen Studien unter Georg Ignaz Komp, dem späteren Bischof von
Fulda. Nach seinem Studienabschluss im Sommersemester 1896 wurde er am 18.11.1896 mit
päpstlicher Dispens vorzeitig zum Priester geweiht.
In der Schulchronik steht folgendes zu lesen:
„Am 22. November 1896 feierte Gregor Richter, Stadtkaplan in Fulda, seine 1. heilige Messe
in der hiesigen Kapelle. Es ist dies das erste derartige Fest, welches seit Gründung der
hiesigen Kirche gefeiert wird“.
Am 23. November 1896 übernahm er die Kaplanstelle in der Fuldaer Stadtpfarrkirche. Am 15.
Dezember 1897 bezog er im bischöflichen Auftrag die Universität Freiburg im Breisgau
zwecks Weiterstudien mit dem Schwerpunkt Kirchengeschichte. Dort waren seine
bedeutendsten Lehrer die Historiker B. von Simson, Franz Xaver Kraus und Alois Schulte.
Seine Promotion zum Dr. phil. erfolgte im Februar 1899 mit einer Arbeit über „Die ersten
Anfänge der Bau- und Kunsttätigkeit des Klosters Fulda“, welche im Jahre 1900 in den
Veröffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins erschien. Im Juli gleichen Jahres
promovierte er zum Dr. theol., betreut von dem bekannten Dogmatiker und Apologeten Karl
Braig über die Epikie. Als Epikie (griech. Billigkeit) bezeichnet man das Verhalten eines
Menschen, der erkennt, dass die Forderung eines Gesetzes den Gegebenheiten seiner Situation
nicht entspricht, und daher nicht das Gesetz befolgt, sondern sich entscheidet, das
Situationsrichtige zu tun.
Nach seiner Rückkehr nach Fulda ernannte ihn Bischof Adalbert Endert zum
Dompräbendanten (Chorvikar) und am 01. Oktober des gleichen Jahres zum Professor am
Fuldaer Priesterseminar für Kirchengeschichte und Kirchenrecht, kirchliche Kunstgeschichte
und Patrologie. Die Patrologie bezeichnet in der katholischen Theologie das Studium des
Lebens, der Schriften und der Lehren der Kirchenväter. 1900 wurde er noch Prosynodal-
Examinator, d. h. er gehörte zum Prüfungsgremium für die Cura-Kandidaten (Cura-Examen,
erforderlich zur Übernahme einer Pfarrstelle) und übernahm 1904 die Betreuung der
Seminarbibliothek, die er neu ordnete und katalogisierte. Gregor Richter ist neben Konrad
Lübeck der fruchtbarste Erforscher der Fuldaer Kloster- und Bistumsgeschichte. Durch sein
archivarisches Arbeiten, brachte er viel Unbekanntes zutage und begann mit der Erforschung
der Fuldaer Vergangenheit, die er auf breiter und solider Grundlage erarbeitete. Seit dem Jahre
1904 oblag ihm die Schriftleitung der Fuldaer Geschichtsblätter, deren Erscheinen er unter
nationalsozialistischem Druck 1938 einstellen musste. Das Generalregister zählt insgesamt 95
Veröffentlichungen unter seinem Namen. Das Fuldaer Geschichtsblatt mit der ersten Nummer
lieferte er ebenfalls. Zu den Schwerpunkten zählten die Frühzeit der Abtei Fulda und ihr
Gründer, St. Bonifatius, fuldische Kunstgeschichte, liturgische Quellen, Bildungsgeschichte
Einzelpersönlichkeiten, wie z. B. Sturmius und Rabanus Maurus bis zum letzten Fürstbischof
Adalbert von Harstall, dann Ulrich von Hutten, der barocke Universalgelehrte Athanasius
Kircher aus Geisa und noch viele andere Persönlichkeiten und Themengebiete.
Außer den Vorlesungen am Priesterseminar hatte er weitere seelsorgerische Verpflichtungen.
So hielt er von 1904 - 1907 die sonntäglichen Gottesdienste im nahen Künzell. Des weiteren
betreute er lange Jahre den seit 1900 bestehenden St. Raphaels-Verein für die Diözese Fulda,
der sich der Auswanderer nach Übersee annimmt. 1925 wählten ihn die Domherren ins
Domkapitel. In der Diözesanverwaltung übernahm er das Referat für kirchliches Bauwesen, im
Dom das des Kustos, auch verantwortlich für Domschatz und -museum. Von 1931 - 1937
fungierte er noch als Offizial, d. h. als Vorsitzender des Diözesangerichtes mit vielen
Eheprozessen. Im Jahre 1926 verlieh ihm Pius XI. den Ehrentitel „Monsignore“ (Päpstlicher Geheimkämmerer). Auch war er Mitglied der Bezirkskommission zur Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und Altertumsdenkmäler des Regierungsbezirkes Kassel und Vorstand
der historischen Kommission für Hessen und Waldeck.
Eine Diabetes machte ihm vielerlei Beschwerden. Ende 1944 erkrankte er an einem
Kopfgeschwür, für das eine Operation keine Heilung mehr brachte. Am 23. Januar 1945 um die
Mittagsstunde verschied Gregor Richter. Aufgrund der Fliegergefahr wurde das Requiem in der
Krypta des Domes von Dompfarrer Wilhelm Schüler gehalten. Die Beisetzung fand auf dem
neuen städtischen Friedhof statt.
Sein Schaffen wird in Zukunft fortdauern, da Geschichtsforscher auf seine zahlreichen
Veröffentlichungen und Quellen, die er editierte, zurückgreifen werden.

Datenbank

Titel Stammbaum von Roman Büttner
Beschreibung
Hochgeladen 2022-11-30 22:08:07.0
Einsender user's avatar Roman Büttner
E-Mail roman_bue@web.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Herunterladen

Der Einsender hat das Herunterladen der Datei nicht gestattet.

Kommentare

Ansichten für diese Person