Wilhelm Martin LIEBETRAU

Wilhelm Martin LIEBETRAU

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Wilhelm Martin LIEBETRAU
Beruf Beamter 1922 Hannover nach diesem Ort suchen
Beruf Ober-Militärbauregistrator 1913
Beruf Verwaltungsinspektor 1920
Beruf Ober-Verwaltungs-Sekretär 1921
Beruf Feldwebel
Beruf Militärbauregistrator 1909 Berlin nach diesem Ort suchen

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 1860 Rothenhof bei Eisenach, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach nach diesem Ort suchen
Tod 1942 Hannover-Hainholz, Regierungsbezirk Hannover, Land Hannover, Freistaat Preußen nach diesem Ort suchen
Heirat 1892 Rhinow nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1892
Rhinow
Marie BUCHMANN

Notizen zu dieser Person

Lebenslauf des Wilhelm Martin Liebetrau

 

 

Der Lebenslauf von Wilhelm Martin, dem Vater von meinem Vater Kurt.

Als Überschrift wählte er: Mein Lebenslauf bzw. Lebenskampf.

 

1. Geburtsort:

Am 18. Juni 1860 wurde ich in der kleinen Bauerngemeinde Rothenhof (seit etwa 1926 in die Wartburgstadt Eisenach eingemeindet)  als zweiter Sohn meiner Eltern geboren.

Von 11 weiteren Geschwistern, die nach mir folgten sind drei im Kindesalter und zwar in den dreißiger Jahren gestorben.

 

2. Schulbesuch:

Von Ostern 1866 bis 1874 besuchte ich die einklassige Elementarschule des Eisenacher Vororts Fischbach.

 

3. Nach der Schulzeit:

Ab Ostern 1874  erhielt ich zunächst einige Monate Arbeit in der Aktienziegelei Eisenach bei einem Wochenlohn von vier Mark, dann rund zwei Jahre bei freier Kost und etwa drei Mark Wochenlohn in landwirtschaftlichen Betrieben in Rothenhof. Hieran anschließend arbeitete ich wieder in der Ziegelei bis zum Eintritt beim Militär, im November 1880.

Der Weg zur Ziegelei betrug von meinem Elternhaus je eine Stunde hin und zurück. Die Arbeit begann damals um fünf Uhr morgens und endete um sieben Uhr. Die Frühstücks- und Vesperpause betrug je eine halbe Stunde. Mittags eine Stunde. Es wurden also zwölf Stunden täglich gearbeitet. Im Tagelohn gab es acht bis dreizehn Pfennig die Stunde, je nach Alter. Die meisteArbeit wurde jedoch im Akkord geleistet. Man verdiente dann in der Woche zehn bis achtzehn Mark. Die jugendlichen Arbeiter bis 18. Lebensjahr trugen die Ziegel in die Gerüste zum Trocknen, die älteren bis zum 20. Lebensjahr formten im Sommer die Ziegel (Akkordarbeit) und arbeiteten im Winter bei offenem Wetter im Steinbruch. (Kalksteine-Akkord). Bei Frostwetter waren sie arbeitslos. Unterstützung gab es nicht.

 

4. Militärdienstzeit:   

a) Pflichtdienst.

Am 4.11. 1880 erfolgte meine Einberufung als Ersatzrekrut zur 10. Komp. Inf. Regt. Nr. 94 in Jena. Am 21. 11. 1881 wurde ich, zum Gefreiten ernannt. Ich war im zweiten Dienstjahr Rekrutengefreiter und Korporalschaftsführer. Am 22. 9. 1889 erhielt ich meine Entlassung zur Disposition mit Qualifikation als Reserve-Unteroffizier. Während meines Disputationsurlaubs habe ich meine Tätigkeit als Former in der unter drei genannten Ziegelei wieder aufgenommen.

Am 13. 8. 1883 wurde ich von meiner Kompanie zum Kaisermanöver (Kaiserparade vor Kaiser Wilhelm i. bei Homburg v. d. Höhe) wieder einberufen.

Am 28. 9. 1883 wurde ich zur Reserve entlassen. Ich nahm dann eine Tätigkeit in einer Kupferschmiede in Eisenach als Aushilfsgeselle bei Braukesselflicken und Brunnenbauarbeiten an.

 

b) Berufsdienst:

Am 15. 2. 1884 trat ich als Kapitulant bei der 4. Komp. des Füsilier-Regiment Nr. 36 in Erfurt ein. Am 1. 5. 1884 wurde ich mit dem 1.Batl. nach Halle a.d. Saale versetzt. Am 1.10.84 erhielt ich meine Beförderung zum Unteroffizier.

Pfingsten 1885 bekam ich Urlaub und fuhr nach Berlin zum Besuch meines Bruders Heinrich, der damals beim Gardepionier- Bataillon diente. Im Sommer 1885 war ich zu einer sechswöchigen Ausbildung im Pionierdienst beim 4. Pionierbataillon in Magdeburg kommandiert. Als Unteroffizier habe ich zweimaleine Korporalschaft Rekruten und einen Stamm Einjährige und Schulamtskandidaten ausgebildet.

Am 1.4. 1887 erfolgte meine Ernennung zum Sergeanten und die Betrauung mit dem Fourierdienst der Kompanie und einige Monate später bis Ende September 1890 mit dem Dienst des Kammer-Unteroffiziers.

Am 1. 10. 1890 erhielt ich die Ernennung zum Vizefeldwebel und eine Versetzung mit der 4. Komp. Füs. Regt. 36 von Halle a. d. S. nach Metzzum neugebildeten Inf. Regt. 145 wieder als 4. Komp. Dort wurde ich bald zum Offiziersdiensttuer ernannt. (Unterleutnant)

Im Frühjahr 1891 starb mein Bruder Heinrich in Düsseldorf,wo er sich als Zimmermeister in einem großen Baugeschäft niedergelassen hatte. Ich habe ihm am Grabe die letzte Ehre erwiesen.

Am 18. 6. 1891 wurde mir die Dienstauszeichnung 3 für neunjährige treu geleistete Dienste verliehen. Am 15.2. 1894 erhielt ich nach zwölfjähriger Dienstzeit den Zivilversorgungsschein.

In meinen zwölf Dienstjahren habe ich 13 Herbstmanöver mitgemacht. Dabei habe ich von Halle a.d.S. und Jena auch große Teile der Provinz Sachsen, von Groß- Thüringen, Prov. Hessen bis Frankfurt a.M. hin und von Metz aus Teile von Lothringen bis Saarlouis und saarabwärts hin, sowie auch allerlei Volkstrachten und Volksgebräuche kennen gelernt.

Am 1.3. 1894 erfolgte meine Kommandierung zur sechsmonatigen informatorischen Beschäftigung für den oberen Garnison-Verwaltungsdienst bei der Garnison- Verwaltung in St. Avold (Lothr.) mit Erfolg und Vormerkung.

Am 16.9.1894 trat ich einen dreimonatigen Urlaub zum weiteren Suchen einer Zivildienststelle nach Rhinow in der Mark, Halle a.S.und Eisenach an. Ich absolvierte in Halle eine Postassistentenvorprüfung.

Am 1.1.1895 wurde ich zur Dreimonatigen informatorischen Beschäftigung für den oberenLazarettverwaltungsdienst im Garnison- Lazarett 1 in Metz kommandiert, ebenfalls mit Erfolg und Vormerkung.

Am 1.6. 1895 trat ich zur Halbinvaliden- Abteilung 16.A.K. in Metz über. Tätigkeiten bei dieser: Aufsichtsdienst bei der Militärpost und bei Arbeiten im Pulvermagazinen, auch Wallpatrouile.

Am 1.8.1895 erhielt ich eine elfmonatige informatorische Beschäftigung beim Amtsgericht und bei der Staatsanwaltschaft in Metz für den Gerichtsschreiberdienst. Wegen aussichtsloser Einberufungsmöglichkeit habe ich jedoch auf Prüfung und Vormerkung verzichtet.

Im Juli 1896 erhielt ich vier Wochen Urlaub. Ich zog mit meiner Familie nach Ückingen bei Diedenhofen in Lothringen , Zwecks pachtweiser Übernahme einer Gastwirtschaft. Die Übernahme scheiterte jedoch an derKonsenserteilung. Der Ortsvorsteher hielt die Weiterverpachtung der Gastwirtschaft nicht mehr für notwendig. Über dieses Missgeschick kam ich jedoch schnell hinweg. Der Möbelwagen für den Rückzug nach Metz- Plantieres stand schon vor der Tür, da kam die  Einberufung für meinen ersten Beamtendienst.

 

Anmerkung über den Militärdienst, der nun seinen Abschluss fand.

Was mein Vater Kurt Walter mir darüber erzählte!

 

Sein Vater Wilhelm Martin hatte nach all den Jahren treu seinen Dienst verrichtet. Als Anerkennung dafür ermöglichte man den Langgedienten sich  einen geeigneten Posten im Beamtenverhältnis auszusuchen. Dieses wurde von der Heeresleitung bezahlt. Wie von Wilhelm Martin selbst geschrieben, vermittelte man ihn zu verschiedenen Einrichtungen. In Frage kam wohl für ihn , das Postwesen,  bei der Eisenbahn und zuletzt noch beim Kasernenbauwesen. Fürs Letztere hat er sich dann entschieden. Dort gelang es ihm genau wie beim Militär durch seinen Fleiß und seiner Zuverlässigkeit bald in höhere Stellungen zu kommen. Aber sein sehnlichster Wunsch am Ende seiner Laufbahn war, daß man ihn noch zum Oberamtmann befördern würde. Diesesblieb ihm leider versagt. Der Krieg i914-18 machte ihm diesen Wunsch zunichte.

Am 11.8. 1896 wurde ich als Hilfsarbeiter zum Militär- Bauamt Metz 4 kommandiert.

Zuerst als provisorischer Bauschreiber und vom Oktober 1896 bis Ende März 1897 informatorischer für den planmäßigen Garnison- Bauschreiberdienst. Nach Prüfung, Ende März, erfolgte meine Vormerkung für diesen Dienst.

Im April 1897 wurde mir die Erinnerungsmedaille (aus erbeuteter Kanonenbronze) zum Andenken anden 100. Geburtstag des Großen Kaisers Wilhelm 1., dem ich noch acht Jahre treu gedient habe, verliehen.

 

5. Beamtenlaufbahn:

Am 10. Mai 1897 erfolgte mein Ausscheiden aus dem Militärdienstverhältnis und mein Eintritt in die Beamtenlaufbahn. Zuerst als provisorischer Bauschreiber beim Militär-Bauamt Metz 3. Hieran schloss sich am 1.4.1998 meine Einberufung alsplanmäßiger Garnison- Bauschreiber beim Militär- Bauamt 1 in Coblenz. Z Ende des Jahres 1904 erfolgte dieUmbenennung des Titels "Garnison- Bauschreiber" in Militär- Bauregistrator.

Am 1. 4. 1905 erhielt ich meine Versetzung von Coblenz nach Militär- Bauamt 1 Berlin- Schöneberg.

Am 16. 12. 1905 wurde mir eine außerordentliche Vergütung von 150 Mark gewährt. Im Juli 1906 erfolgte die Verlegung des Bauamts 1 von Schöneberg nach Berlin Charlottenburg. Weitere außerordentliche Vergütungen wurden mir gewährt am 14.8. 1906: 200 Mark,  am19. 5. 1908:  200 Mark und am 5.12. 1911: 120 Mark. Derartige Vergütungen wurden vom Kriegsministerium nur für außerordentliche Dienstleistungen bewilligt. U.a. benenne ich hier die völlige Neuordnung der Registratur des Bauamts.

Den Militär- Bauämtern der alten Heeresverwaltung oblag die Unterhaltung aller Militärgebäude und die Errichtung militärischer Neubauten. Den Militär- Bauamtsvorständen (Akademiker) waren alsSubalternbeamte ein Bausekretär und ein Bauregistrator beigegeben. Ersterer für den technischen, letzterer für den Verwaltungsdienst. Dieser,  also der meinige, umfasste die Führung des Brieftagebuchs, der Bau- Hauptbücher des Bauamts, der Registratur, der Inventarienrechnung, Vertragsverzeichnisse, Ausfertigung von Verträgen mit dem Bauhilfspersonalund den Bauunternehmern, einschließlich Stempelberechnungen, Besorgung aller mit der Invaliden und Angestellten Versicherung verbundenen Angelegenheiten und in Hauptsache der Erledigung des Eypediendienstes im Schriftverkehr mit Behörden, Verwaltungen und Unternehmern, Nachrechnen der Rechnungen, der Verbindungsangebote, Anfertigung der Verbindungsunterlagen und der Abrechnung fürfertiggestellte Bauten und Unterhaltungsarbeiten, der Gehaltsnachweisungen usw. usw. Es ist also eine vielseitige Tätigkeit, die ein klares Verständnis voraussetzt. Am 6.10. 1913 wurde mirder Titel eines "Ober Militärbauregistrator" verliehen.

 

6. Die Kriegszeit:

Im Alter von 54 Jahren war ich zum Dienst an der Front nicht mehr Pflichtig. Mein Beamtenvorstand aber wurde als Reserveleutnant eingezogen. Zu seiner Vertretung wurde ein junger Regierungs-Baumeister bestellt. Bauhilfspersonal wechselte, so dass ich fast als einziger im Bauamt verblieb, dermit den Dienstverhältnissen noch Bescheid wusste.

Gegen Ende 1915 fand ich eine gute Stütze durch meine Nichte, Martha Teller, die ich als Hilfsarbeiterin im Bauamt untergebracht, und die sich gut eingearbeitet hatte und mich in meinem schweren Dienste merklich entlastete. Auch mein Beamtenvorstand kehrte aus dem Felde wieder zurück.

 

 

7. Aufstieg aus dem Verwaltungs- in den Aufsichtsdienst:

Am 1.4. 1917 erfolgte meine Versetzung als Militär- Intendantur Baukalkulator zur Bauabteilung der Intendantur des 10. Armeekorps in Hannover, unter Belassung in meiner bisherigen Besoldungsklasse. Hier musste ich mich mit unermüdlichem Eifer in den neuen Wirkungskreis stürzen, um den gestellten Anforderungen unter einem wenig beliebten, kleinigkeitskrämerischen Vorgesetzten gerecht zu werden.

 

Tätigkeit:

Bearbeitung und jährliche Abrechnung des Etatkapitals 28 der Intendantur, Expeditionsdienst im Schriftverkehr, Prüfung von Rechnungen und Belegen, Anfertigung der Gehaltslisten für die Beamten der Bauabteilung usw.

 

8. Die Revolution und der Umsturz:

Während des Krieges ging  gezwungenermaßen alle Beamten der Intendantur in Uniform. Ich konnte mich natürlich nicht ausschließen. Am Morgen des 9. Novembers 1918 komme ich auf dem Wege zum Dienst ahnungslos in einen Volkshaufen, größtenteils gemischt mit Soldaten, die ihre Gewehre, die Mündung der Erde zugekehrt, am Riemen an der Schulter trugen. Im Nu war ich umringt, in der Annahme, dass ich ein Offizier sei, um mir den Degen und die Achselstücke abzunehmen. Erst als ich den Umringenden erklärte, dass ich ein Beamter sei, und sie bat:

"Kinder, lasst mich doch meines Weges ziehn, damit ich meinen Dienst tun kann," wurde ich auf Anordnung eines Marineoffiziers frei gelassen. DiesesManöver wiederholte sich aber noch einmal, und ich war froh, dass ich durch eine Seitenstraße der Gefahr entrinnen konnte. Einige Minuten später sind an derselben Stelle, wo ich umringt worden war, die Gewehrkugeln von der Gegenseite eingeschlagen. Nach Beendigung meines Dienstes habe ich den Heimweg im Zivilanzug, den ich mir von meiner Wohnung hatte holen lassen, zurückgelegt. Inzwischen hatte sich an verschiedenen Stellen der Stadt große Schießereien abgespielt. Mehreren Offizieren und Beamtenoffizieren waren Degen und Achselstücke entrissen worden. Die weitere Folge der so plötzlich hereingebrochenen Revolution war eine Entwurzelung vieler wie auch meiner Beamtenlaufbahn. Die Korpsintendanturen und ihre Beamten wurden abgebaut. Die ersten neugeschaffenen Beamtenstellen für die Militär- Intendantur- Baukalkulatoren und entsprechenden Gehalt wurden im Beamtenetat gestrichen. Die Möglichkeit, den mit dieser Stelle verbundenenEhrentitel "Rechnungsrat"  zu erwerben, war dahin.

Nach noch weiterem Verbleiben in der Abrechnungsstelle der Intendantur wurde mir durch Verfügung des Reichsschatzmeisters in Berlin unterm 14.1.1920 anheim gestellt, als Verwaltungs-Inspektor in die Reichsschatzverwaltung also zu den inzwischen umgetauften Garnison- Verwaltungen zu Reichsvermögensämtern, über- bzw. zurückzutreten, weil eine andere Verwendungsmöglichkeit für die Baukalkulatoren nicht bestehe. Wohl oder übel meldete ich mich also am 16.2. 1920 als Verwaltungsinspektor beim Reichsvermögensamt in Hannover. Die Einstellung daselbst als zweiter Kassenbeamter erregte aber bald den Neid der dem Amt bisher angehörenden Beamten. Ich wurde als Eindringling angesehen, der ihnen eine höhere Stelle wegnahm.

Was ichin dieser Dienststelle an Kränkung, Ärger und Verdruss erleben musste, vermag ich hier nicht näher niederzuschreiben.

(Mobbing!! würde man heute sagen).

Am 1. 4.1920 folgte die Abänderung der Dienstbezeichnung "Verwaltungsinspektor" in "Verwaltungssekretär".

Vom Herbst 1920 bis Frühjahr 1921 war ich mit der Verwaltung der Garnison- Waschanstalt, inder die Militärwäsche Bettzeug, Handtücher usw. gereinigt wurde, betreut und kehrte hiernach wieder in den Kassendienst zurück.

Im Juni 1921 erfolgte meine Ernennung zum Ober Verwaltungssekretär. Im Juli 1920 wurden auch die Reichsvermögensämter abgebaut. Die Beamten traten zum Teil in die neuen Verwaltungsämter der Reichswehr über, der Rest in die Abrechnungsstelle. In dieser wurde ich erster Kassenbeamter und habe dieJahresabrechnung des Reichsvermögensamt für 1920 und 1921 noch zu Ende geführt. Was das für Arbeit in der damaligen Inflationszeit gewesen ist, davon kann sich nur derjenige ein Begriff machen, der die Inflationszeit selbst erlebt hat. In den Kassenbüchern mussten immer mehr Spalten vorgezogen werden, um alle die Millionen, Milliarden usw. buchen zu können. Stimmen musste aber alles auf den Pfennig, obschon dieser längst keinen Wert mehr hatte.

Am 15.3.1922 wurde ich ab den 1.4.1922 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, womit meine Dienstlaufbahn in der alten Heeresverwaltung beendet und die noch mögliche Erreichung eines höheren Dienstgrades abgeschnitten war.

Infolge rechtzeitigen Antrags konnte ich aber noch als Ruhestandsbeamter mit meinem bisherigen Einkommen beim Reichsentschädigungsamt für Kriegsschäden, Zweigstelle Hannover, als Eypadienst ab 1.4. 1922 eingestellt werden und mit der Wahrnehmung der Stelle eines Reichsbeamten mit dem Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs beauftragt werden. Diese Tätigkeit währte bis Ende Juni 1924, in der ich Zeitweise noch den Kassenbeamten vertreten habe. Mit welchen Zahlen und Summen wir seinerzeit gearbeitet haben, beweist eine Aufstellung meiner Gehalts- usw. Gebührnisse vom Kalenderjahr 1923. Für den Monat Dezember betrugen meine Gehalts usw. Bezüge 196 000 000 000 000 Mark. "Einhundertsechsundneunzig Billionen Mark. in Goldwert 196 Rentenmark." Aus dieser Summe ergibt sichdie Entwertung und der Rückgang des Einkommens gegen mein Friedensgehalt von 300 Mark monatlich ohne Wohnungsgeldzuschuss. Vom Januar 1924 an gab es wieder Gehalt in Goldwert, d.h. in Renten oderRoggenmark. Langsam erfolgte die Stabilisierung und der Rückgang der bitteren Not.

Ende Juni 1924 ging auch die Zweigstelle Hannover des Reichsentschädigungsamtes für Kriegsschäden ein. Am 1.7 1924 wurde ich zunächst wieder in den einstweiligen Ruhestand versetzt und bezog Wartegeld, das dem Ruhegehalt gleich war.

 

9. Pensionierung:

Am 1. 8. 1925 erfolgte mein Übertritt in den dauernden Ruhestand unter Aushändigung einer Urkunde mit folgenden Zeilen:

"Für Ihre langjährigen Dienste, die Sie dem Staat geleistet haben, spreche ich Ihnen Dank und Anerkennung aus."

Sang und klanglos, wie das in der deutschen Republik so üblich war, erfolgte meine Dienstentlassung, während es im kaiserlichen Deutschland bei der Inruhesetzung treuer Beamten immer noch ein Orden Ehrentitel zugab.

 

 

10. Ehrenauszeichnungen:

Es wurden mir verliehen:

1. lt. Besitzzeugnis vom 27. 5. 1917 das Verdienstkreuz für Kriegshilfe.

2. lt. Besitzzeugnis vom 28.4.1920 Verleihung des eiserne Kreuz 2. Klasse am weißen Bande.

3. lt. Besitzzeugnis vom 3.9. 1920 Dienstauszeichnungskreuz.

 

Alles über die Familie:

 

11. Brautstand:

Im Oktober 1887 lernte ich in Halle a.S. meine Lebensgefährtin Marie Buchmann, Tochter des Eisenbahn- Pensionärs Hugo Buchmann, kennen und lieben. Sie war damals 20 und ich 27 Jahre alt. Weihnachten desselben Jahres verlobten wir uns. Vierdreiviertel Jahre waren wir verlobt. In dieser unvergesslich schönen Zeit wurden wir, infolge meiner Versetzung nach Metz, im Oktober1890 auf eindreiviertel Jahre getrennt.

 

12. Ehestand:

Am 22. Juli 1892 haben wir im Elternhause meiner Braut in Rhinow in der Mark den Bund der heiligen Ehe geschlossen. Es war eine schöne Hochzeitsfeier im engen Kreise unserer Familienangehörigen und einiger Freunde und Nachbarn.

Für unser Eheheim hatte ich schon vor der Hochzeit gesorgt und in Platieres bei Metz eine kleine Wohnung, mitten in Weinbergen gelegen, gemietet.

Gleich nach der Hochzeit hielt ich dort mit meinem jungen Frauchen Einzug. Ein junges Kätzchen, eine dreifarbige niedliche Angora, lief uns bald zu, und unser Ehestand nahm in sommerlicher Herrlichkeit seinen harmonischen Anfang.

Für den Winter war unsere Wohnung aber weniger geeignet. In dem dünnwandigen Holzhaus, im ersten Festungsabschnitt von Metz gelegen, fror uns über Nacht in unserer Wohnküche das Wasser in den Gefäßen. Im Frühjahr zogen wir nach Metz in die deutsche Straße in eine wärmere Wohnung.

 

1.Umzug

Aber, o weh, nach kaum zwei Monaten mussten wir wieder umziehen, da wir es der Wanzen wegen dort nicht länger aushalten konnten. Wir bezogen nun eine niedliche Wohnung in der Beilstraße daselbst. Unsere Muschi kam treu und brav mit.

 

2. Umzug

Nach Erhalt meines Zivilversorgungsscheines 1894 erfolgte die Kommandierung zur informatorischen Beschäftigung nach St. Avold.

Wir brachten unsere Möbel in eine leere Wellblechkammer meiner Kompanie, und mein Frauchen ging im April 1894 zu ihren Eltern nach Rhinow  inEheurlaub.

Nach bestandener Prüfung folgte ich meiner Frau im September desselben Jahres mit einem dreimonatigen Urlaub .

Nach Absolvierung der Vorprüfung für den Postassistentendienst in Halle a.S. kehrten ich im Dezember mit meiner Frau über meine Heimat Eisenach nach Metz zurück. Eine Wohnung fand ich bei Gastwirt Feuersänger in der Hauptstraße in Plantieres. Mit der Überführung unserer Möbel zu diesem Heim vollzogen wir unseren dritten Umzug.

Unsere treue Hauskatze, die wir in Pension gegeben hatten fühlte sich gleich wieder zu Hause.

In dieser Wohnung erblickte ein Jahr später am 16.12.1895 unser erster Sohn Ernst das Licht der Welt. Zu dieser Zeit war ich beim Amtsgericht in Metz beschäftigt. Hier anschließend im Juli 1896 Übersiedlung nach Ückingen.

 

4. Umzug

Ein Monat später Rückzug nach Plantieres.

 

5.Umzug

In eine andere Wohnung an der Hauptstraße. Hier wurde am3.5. 1897 unser zweiter Sohn , Erich geboren.

Acht Tage spätererfolgte mein Ausscheiden aus dem Militär- Dienstverhältnis und meine Einstellung als provisorischer Bauschreiber beim Neubauamt des Milt. Bauamts Metz 3 in Montigny bei Metz.  Diese neue Dienststelle machte wiederum einen Umzug von Plantieres nach Montigny notwendig Wohnung am Scherbenweg.

 

6. Umzug

Hier feierten wir am 12. 6. 1897 Erichs Taufe und die Hochzeit der Schwester meiner Frau, Grete, mit dem Büchsenmacher Laddey. Gretchen war zur Pflege ihrer Schwester gekommen.

Am 4.8.1897 starb unser Erich, vier Monate alt, infolge eines Magen- Darmleidens. Die ärztliche Hilfe hatte nichts genützt. Damals war für unseine harte Zeit. Die arme Mutter lag mit einer schweren Brustentzündung, ihre Pflegerin Grete erkrankte auch, so daß ich ein krankes Kindchen und zwei kranke Frauen zu Hause hatte. Als dasKind zu Grabe getragen war, erkrankte ich an einem hartnäckigen inneren Halsgeschwür. Gott hat uns aber über all das Leid hinweg geholfen.

Am 1.4. 1898 erfolgte meine Einberufung als planmäßiger Garnison- Bauschreiber nach Coblenz. Als  die Möbel schon abgeschickt und meine Frau mit Ernst bei Tante Gretchen in St. Avold zum einstweiligen Aufenthalt eingetroffen waren, erhielt ich die Nachricht, daß meine Mutter gestorben sei. Unter den gegebenen Verhältnissen konnte ich aber die weite Reise nach Eisenach nicht antreten, um meiner lieben Mutter die letzte Ehre zu erweisen.

Am Karfreitag traten wir von St. Avold aus zusammen die Reise über Saarbrücken, Bingen nach Coblenz an, wo ich eine Wohnung an der Moltkestraße, unmittelbar bei den Rheinanlagen, gemietet hatte.

 

7. Umzug

Ein Jahr später bezogen die Eltern unseres Hauswirts unsere schöne Wohnung, und wir wanderten über den Rhein nach Pfaffendorf über und nahmen im Hohlweg 2 daselbst Wohnung.

 

8. Umzug

Hier wurde unser dritte Sohn Kurt Walter am 5.3. 1900 geboren. Die Wohnung, nach Norden gelegen, war kaltund infolge einer baulichen Veräderung ungesund. Im Sommer 1903 nahm ich daher Gelegenheit, die Wohnung zu kündigen, und nach der Wandalinusstraße 16 umzuziehen.

 

9. Umzug

Hier wurde am 21.5. 1904 unser vierte Sohn Rudolf geboren. Diese Wohnung war bis dahin die schönste mit einer wunderbaren Aussicht über den Rhein nach Coblenz. Doch sollten wir darin nicht alt werden.

Am 1.4. 1905 kam meine Versetzung zum Militär Bauamt 1 Berlin- Schöneberg. Hier nahmen wir in der Hohenfriedbergstraße. 25 neuen Wohnsitz.

 

10. Umzug

Dort erblickte unser fünfte Sohn Hugo am 23.2. 1906 das Licht der Welt erblickte. Zwei Monate später am 21.5. 1906 verstarb mein Vater zu Rothenhof. Sieben seiner noch lebenden Kinder erwiesen ihm zur Feuerbestattung die letzte Ehre. Ein Gruppenbild, das wir Geschwister uns nach der Bestattung haben anfertigen lassen, soll hier zum bleibenden Andenken beigefügt werden. Im nächsten Jahr erhielten wir die Nachricht vom Ableben meiner Schwiegermutter. Nur drei Jahre konnte ich die Wohnung in Schöneberg, die von allen die größte war, beibehalten.

Das Militär- Bauamt 1 war 1906 nach Charlottenburg  verlegt worden, und ich musste, weilder Weg dahin zu weit war, mit meiner Familie dahin folgen. Ich fand dort eine etwas billigere und bequemere Wohnung in der Galvanistraße 15.

 

11. Umzug

Am 13.7. 1909 verstarb mein SchwiegervaterHugo Buchmann in Rhinow. Im Frühjahr 1915 pachtete ich einen Schrebergarten mit Wohnlaube, nördlich der Eisenbahnlinie gelegen, unweit der Gasanstalt Charlottenburg. Der Weg dahin war über eine halbe Stunde weit. Um näher an die Laube heranzukommen, bezogen wir eine hübsche Wohnung in der Kaiserin- Augusta Allee 36

 

12. Unzug

Der Garten war mir und meiner Familie ein herrlicher Ersatz für die ausfallenden Sommerferien und Reisen.

Mit den Jahren 1916, dem Steckrübenjahr, begann für mich und meiner Familie die bittere Kriegsnot. Die ausgegebenen Lebensmittelmarken reichten zum Sattessen nicht hin. Irgendwelche Beziehungen zum Land, nebenbei noch etwas zu erwischen, hatten wir nicht.

Zu Ostern kam unser Sohn Kurt krank in Urlaub. Seine Rückreise nach Pölitz konnte er erst nach Ablauf der Pfingstferien antreten. Um uns etwas zu entlasten, gaben wir unseren Sohn Rudolf zu einem bekannten Kleinbauern, namensZehle, nach Rhinow in Pension. Mitten in dieser Not erfolgte meine Berufung zum Mil. Int. Baukalkulator für den 1.4. 1917. Durch persönliches Bemühen beim Kriegsministerium erreichte ich meine Versetzung nach Hannover. Dort war ein Lehrerseminar, wohin ich unseren fertigen Präparanden Kurt überweisen lassen konnte, weil das Seminar in Pölitz abgebaut wurde.

 

Datenbank

Titel Havelland - Altmark - Thüringen - Westfalen - Illinois - Ohio
Beschreibung

Ancestors

Ahbe|Alten
Bahrs|Balzer|Benz|Beuerfeld|Brandt|Böllin|Brösel|Bünger
Ebeling|Eggert
Fehse|Fischer|Franke|Fromm
Genz|Gerlach|Gießler|Gnewicko|Götz|Gottschalk|Grabau
Habersang|Hauck|Heiland|Herms|Hickefang
Kaleschky|Kieselbach|Köppen|
Kleyenstauber|Klopprogge|Kreuz|Kühns
Lange|Lein|
Leps|Liebetrau|Linhos|Linhosen|Lorenz
Martin|Mecklenburg
Neumann
Ritter
Scheun|Schmalwasser|Schmalwaßer|Schlichtdoren|Schmock|Schröter|Schwarzlose|Stegmann
Theuerkauf|Timme|Teller
Wernicke|Wieprecht|Wietzen|Wilms|Wolf|Wolfram
Zellmann|Ziegler


Courtesy of

P. Badelt (OFB Burgstall), C. Bauch, B. Bollert, M. A. Bowman, I. Bröker, K. Bröker, H. Brösel,
M. Dieke,
D. Engelmann,
D. Gauthier,
A. Frank,
J.-P. Gottmanns, R. Gräfenstein,
S. Haase,
C. F. W. Hanje,
G. Hinke, D. Horstmann,
A. Kokot
G. JaphetM. M. Jarrin-Côté,
R. Köpke,
D. Maaß,
A. Liebetrau, L. Liebetrau, W. Liebetrau, P. Lüke,
A. Pienitz,
A. Rau
(OFB Burgstall), B. Rusch,
G. Selmayr, N. Schmalwaßer, S. da Silva,
A. Teller, W. Teller,
G. Timme, H. Timme, M. Timme,
R. Weßling et al.
sowie das Standesamt Groß Kreutz, das Standesamt Nienburg a. d. S.,
das Standesamt Vehlen und das
Kreis- und Verwaltungsarchiv Havelland



Alle Angaben sind rein forschungshypothetisch, zumal auch urkundlich dokumentierte Angaben nicht notwendig korrekt sind - Stichwort Kuckuckskinder.
Über eine Kontaktaufnahme interessierter Ahnenforscher/innen, die hier den ein oder anderen Anknüpfungspunkt finden, freue ich mich.

* felizitas *



Hochgeladen 2024-01-09 15:07:07.0
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