Caroline Wilhelmine Luise MICHAELIS

Caroline Wilhelmine Luise MICHAELIS

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Caroline Wilhelmine Luise MICHAELIS
Beruf Deutsche Romanistin, Prof. Dr.

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 15. März 1851 Berlin nach diesem Ort suchen
Taufe 18. März 1851 Berlin nach diesem Ort suchen
Tod 18. November 1925 Porto nach diesem Ort suchen
Heirat 27. März 1876 Berlin nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
27. März 1876
Berlin
Dr. Joaquim António DA FONSECA E VASCONCELLOS

Notizen zu dieser Person

"Ehrung der Frau Caroline Michaelis de Vasconcellos (?). Am 15. Mai fand in Porto eine Gedenkfeier zu Ehren der im November 1925 verschiedenen großen deutschen Romanistin Frau Prof. Dr. Caroline Michaelis de Vasconcellos statt, die an der Universität Coimbra seit 1911 das Fach der deutschen Sprache und Literaturwissenschaft vertrat (vgl. Iberica IV, S. 36). Der Feier wohnten die Vertreter der drei portugiesischen Universitäten, der Professorenschaft, Student[en,] städtischen Behörden und Vereine Portos bei. Nach Enthüllung der von der Zeitung "O Comérciodo Porto" gestifteten Broncetafel mit Inschrift am Sterbehause (rua de Cedofeita, 159) wurden am Grabe der Verschiedenen unter anderen Blumenspenden von der Faculdade de Letras der Universität Coimbra ein Kranz niedergelegt und vom Direktor des "Deutschen Instituts" in Coimbra,Prof. Dr. Providência Costa, der das Ibero-amerikanische Institut vertrat, eine Palme überreicht. Am Abend fand in der Aula der UniversitätPorto unter dem Vorsitz des Rektors, Prof. Dr. Ribeiro Nobre eine feierliche Sitzung statt, wobei der Dekan der philosophischen Fakultät inCoimba, Prof. Dr. Mendes dos Remédios in einer ausführlichen Rede dasLebenswerk der großen Deutschen, die die Portugiesen als eine der Ihrigen betrachten, mit warmen Worten allseitig beleuchtete. (Die Rede istabgedruckt in der Zeitschrift "Biblos" II, S. 205 ff.)"

1851 - die Wirren der '48er Revolution waren kaum verklungen - wurde Karoline Wilhelma Michaelis am 15. März in Berlin als letztes von fünfKindern des Mathematiklehrers Gustav Michaelis geboren. Ihr Vater (1813-1895) war seit einem Jahr Leiter des Stenographenbüros des preußischen Abgeordnetenhauses; im Jahr ihrer Geburt wurde für ihn an der Berliner Universität eine Dozentur für Stenographie eingerichtet. [1] Als Karoline Michaelis 1867, als Sechzehnjährige, ihren ersten kleinen romanistischen Beitrag vorlegte (sprachgeschichtliche Anmerkungen zur Altspanischen Prosadarstellung der Crescentiasage, die Adolf Mussafia 1866in Wien herausgegeben hatte), beendete sie gerade die Luisenschule inBerlin, die sie seit ihrem siebten Lebensjahr besucht hatte. Damit war sie am Ende der Möglichkeiten angekommen, die das damalige öffentliche Bildungssystem für Frauen vorsah. Sie war also ganz auf sich gestellt, ihre Kenntnisse in den romanischen, indogermanischen und semitischen Sprachen und in der Sprachwissenschaft bzw. Philologie zu erwerben- sie tat das mit der Unterstützung eines Freundes ihrer Familie, desBerliner Romanisten Carl Goldbeck. "War sie nicht eine schulmäßig 'gelernte', so war sie eben die geborene Romanistin", schrieb Elise Richter 1926 in einem Nachruf auf Dona Carolina, als die sie den Lusitanisten vertraut ist. Ihre erste eigenständige sprachhistorische Arbeit, Studien zur romanischen Wortschöpfung, Leipzig 1876, legt ein frühes beredtes Zeugnis von ihren wissenschaftlichen Fähigkeiten ab: "Da ist keine Spur von Dilettantismus, da ist ernsteste Wissenschaft,die vollkommen auf der Höhe ihrer Zeit steht, da sind gründliche Kenntnisse, ein auf Tatsachen aufgebautes Wissen, nicht mehr oder weniger geistreiche Spekulationen, da ist endlich ein gereiftes Urteil, wie esbei Erstlingsarbeiten keineswegs immer auftritt", so lobt Wilhelm Meyer-Lübke 1927 diese Arbeit. [2] In den Jahren zwischen 1867 und 1876 war sie nicht nur zur offiziellen Dolmetscherin fürSpanisch und Portugiesisch bei Gericht und am Innenministerium ernanntworden, sie übte sich auch in philologischer Arbeit, indem sie Anmerkungen zu Herders Cid verfaßte (1868 - der Verlag hatte ursprünglich angenommen, der Verfasser sei Carl Goldbeck und erfuhr erst später, daßdieser nur die Siebzehnjährige vermittelt hatte) und selbst bei Brockhaus alte Texte herausbrachte und mit Anmerkungen versah (1870: Tres flores del teatro antiguo español: Las mocedades del Cid, El Conde de Sex, El desdén con el desdén; 1871: Romancero del Cid. Nueva edición añadida y reformada sobre las antiguas, que contiene doscientos y cinco romances; 1871: Fiori della poesia italiana antica e moderna; 1873: OsLusíadas, de Luís de Camões. Nova edição, segundo a do Visconde de Juromenha, conforme e segunda publicada em vida do poeta; com as estâncias desprezadas e omitidas na primeira impressão do poema e com lições enotas; 1875: Antología española. Colección de poesías líricas. Primera parte: Poetas de los siglos XV-XVIII). All dies war aber nur der Anfang eines arbeitsreichen Lebens ("Se os meus dias de trabalho tivessem 36 horas" [3] - klagt sie später), das sie zum größten Teil, ab 1876, in Portugal verbrachte und in dem sie sich mehr und mehr auch dem Portugiesischen in sprachhistorischer, literarisch-philologischer und volkskundlicher Hinsicht zuwandte. [4] 1876 1876 heiratete Karoline Michaelis den (späteren) Begründer der portugiesischen Kunstgeschichtsschreibung, Joaquim de Vasconcelos. [4a] Die Kontakte von Karoline Michaelis zu Portugal, genauer zur damaligen jungen Avantgarde, zu der neben Joaquim de Vasconcelos u.a. Teófilo Bragaund Adolfo Coelho zählten, lagen einige Jahre zurück und hatten einenkonkreten Anlaß: den Streit um die Übersetzung von Goethes Faust, dieAntónio Feliciano de Castilho im Jahre 1872 veröffentlicht hatte. Nochin demselben Jahr warf Joaquim de Vasconcelos dem Übersetzer in O Fausto de Goethe e a tradução do Visconde de Castilho grobe sprachliche Fehler und eine allgemeine Unkenntnis des Werkes von Goethe sowie polemische Anmerkungen vor, kurz, er betrachtete die Übersetzung als "ein Attentat auf den Verfasser" (des Faust). [5] Es folgte eine Polemik vonnationaler Resonanz, in die auch andere eingriffen, z.B. Graça Barreto mit A questão do 'Fausto' pela última vez. Observações a alguns contendores e desengano aos literatos (1874). Karoline Michaelis berichtete über diesen Streit in der Rubrik "Neues aus Spanien und Portugal" imMagazin für die Literatur des Auslandes, 42 (1873, S. 387-89, S. 400-402, S. 411-13), der im Grunde ein Generationenkonflikt um die Qualität literarischen und wissenschaftlichen Arbeitens war, wie Adolfo Coelho bemerkte: [6] "Esse livro (d.h. das von Castilho) é pois um documento inegável da profunda decadência intelectual do nosso país: possa este artigo, como toda esta revista, ser uma prova de que há quem tente uma regeneração." Karoline Michaelis korrespondierte aus diesem Anlaß mit Joaquim de Vasconcelos, der in Hamburg aufgewachsen, dann nach Portugal zurückgekehrt war und die deutsche Literatur ausgezeichnet kannte, und es entwickelte sich eine Zuneigung, die schließlich Joaquim de Vasconcelos nach Berlin führte, wo er Karoline heiratete. Sie folgte ihm als Carolina Michaëlis de Vasconcelos nach Porto. Erst ab 1880 veröffentlichte Carolina Michaëlis wieder Arbeiten zur Romanistik, da sie sich drei Jahre voll ihrem 1877 geborenen Sohn Carloswidmete. Die weiteren Etappen ihres Lebens sind schnell umrissen: 1893 erhieltsie die Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg; 1911 wurde sie zurordentlichen Professorin für Germanistik an der Faculdade de Letras der Universität Lissabon ernannt - die erst kurz zuvor gebildete Provisorische Regierung der Republik unter Teófilo Braga war bereit, [7] mitüberkommenen Vorstellungen und Vorurteilen zu brechen und eine Frau auf diesen Lehrstuhl zu berufen (da Carolina Michaëlis aber an Porto gebunden war, bat sie um Versetzung nach Coimbra, was ihr auch gewährt wurde, und so wurde sie 1912 als erste Frau an einer portugiesischen Universität feierlich in ihr Amt als Professorin für romanische und germanische Philologie eingeführt). Die Vorlesungen, die sie in den folgenden Jahren zur portugiesischen Philologie hielt, sind 1946 als Lições de filologia portuguesa zusammengefaßt veröffentlicht worden. 1911 hatte auch die Akademie der Wissenschaften zu Lissabon alte Vorurteile zuüberwinden, um Carolina Michaëlis als Mitglied aufzunehmen. [8] 1916 wurde ihr die Ehrendoktorwürde von der Universität Coimbra, später vonder Universität Hamburg verliehen. Ab 1912 fuhr sie jede Woche einmalnach Coimbra, um zu lehren, [9] und obwohl ihre Gesundheit schon angegriffen war, [10] hielt sie sich nicht an die 1920 von der UniversitätCoimbra erwirkte Dispens vom Unterricht, [11] sondern unterrichtete weiter an der Faculdade de Letras. 1925 - Wilhelm Meyer-Lübke hatte sienoch in Porto besucht - starb sie am 18. November in Porto, nach einemerfüllten Leben. Seitenanfang Portugal Zunächst fühlte sie sich in Portugal ein wenig isoliert, [12] aber mitder Zeit gewann sie Verbindung zum geistigen und kulturellen Leben ihrer Zeit in Portugal und unterhielt, wie ihr Briefwechsel zeigt, lebhafte Kontakte mit dessen führenden Vertretern, u.a. Teófilo Braga, Antero de Quental, Trindade Coelho, Afonso Lopes Vieira, Alfredo Pimenta,José Leite de Vasconcelos und Anselmo Braacamp Freire - um nur einigezu nennen. Sie trug bei zur kulturellen und wissenschaftlichen Erneuerung Portugals, einerseits, indem sie die deutsche historische Sprachwissenschaft und Philologie in Portugal bekannt machte, [13] andererseits, indem sie auf deutsche Forschungen zur Lusitanistik hinwies. [14] Arbeiten zur Romanistik Carolina Michaëlis veröffentlichte, als sie in Portugal war, erst wieder 1880 einen wissenschaftlichen Artikel zur Shakespeare-Rezeption inPortugal: "Shakespeare in Portugal", in: Jahrbuch der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft 15 (1880), S. 266-97. Ihre Schwerpunkte im weiterenwaren sprachwissenschaftliche und literarisch-philologische Arbeiten,zum Romanischen im allgemeinen, zum Spanischen und zum Portugiesischen. Unter den sprachwissenschaftlichen Arbeiten sind u.a. zu erwähnen:"Studien zur hispanischen Wortbedeutung", in: FS Caix e Canello, Florenz 1885, S. 113-66; "Der 'portugiesische' Infinitiv", in: RF 7 (1893),S. 49-122; "Duas palavras sobre a colocação do adjectivo em português", in: RL 61 (1895), S. 84-6; Forschungen zur Etymologie ("Fragmentosetimológicos", in: RL 3 (1895), S. 129-90; "Contribuções para o futurodicionário etimológico das línguas hispânicas", in: RL 11 (1908), S.1-62; "Miscelas etimológicas", in: FS Ramón Menéndez Pidal, Madrid 1925, Bd. 3, S. 441-73); ein Glossar zum Cancioneiro da Ajuda ("Glosáriodo Cancioneiro da Ajuda", in: RL 23 (1920), S. 1-95) sowie Untersuchungen zu Sprichwörtern ("Zum Sprichwörterschatz des Don Juan Manuel", in: FS Adolfo Mussafia, Halle 1905, S. 594-608; "Tausend portugiesischeSprichwörter", in: FS Adolf Tobler, Braunschweig 1905, S. 13-48). Das Hauptgewicht ihres Interesses und ihrer Arbeiten lag aber zweifellos auf literarisch-philologischem Gebiet, mit Arbeiten zu den Romanzenin der Iberia ("Zum Cancionero General de Nagera", in: ZRPh 5 (1881),S. 80-5; "Estudos sobre o romanceiro peninsular", in: RL 2 (1890-2),S. 156-79, S. 193-240; "Romanzenstudien", in: ZRPh 16 (1892), S. 40-89, S. 379-421; "Estudos sobre o romanceiro peninsular, romances velhosem Portugal", in: Cultura española, 1907 bis 1909); zu Sá de Miranda (Poesias de Francisco de Sá de Miranda, Halle 1885; "Novos estudos sobre Sá de Miranda", in: Academia das sciências de Lisboa. Boletim da segunda classe 5 (1911) (1912), S. 9-230); zu Gil Vicente ("Notas vicentinas, Preliminares de uma edição crítica das obras de Gil Vicente", in:Revista da Universidade de Coimbra zwischen 1912 und 1922; Autos portugueses de Gil Vicente y de la escuela vicentina. Edición facsímil conuna introducción, Madrid 1922); zu Camões ("Notas camonianas", in: Círculo Camoneano 1 (1889-90), S. 199-205, und "Notas camonianas", in: Homenagem a Camões, Porto 1902, S. 26-48; "Obras de Luís de Camões: OsLusíadas", in: Bibliotheca Românica zwischen 1905 und 1908; Os Lusíadas. Edição crítica, com introdução, Straßburg 1904; Estudos camonianos,Coimbra 1922); zudem hatte sie 1898 Storcks Studie zu Camões ins Portugiesische übersetzt (Wilhelm Storck, Vida e obras de Luís de Camões.Primeira versão do original alemão anotada por D.C.M., Lissabon 1897-98). Neben den weiteren Arbeiten zu Bernardim Ribeiro, Cristóvão Falcão, P. de Andrade Caminha, Uriel da Costa und zum Condestável D. Pedro (Tragédia de la insigne reyna Dona Isabel, 1899) war eines ihrer philologischen Hauptwerke der Cancioneiro da Ajuda. Edicão crítica e comentada, Halle, 2 Bde., 924, 1001 S., 1904. Zusammen mit Teófilo Braga hat sie eine veritable LiteraturgeschichtePortugals verfaßt: zu dem Artikel "Geschichte der portugiesischen Literatur" in Gröbers Grundriß (GG, II, 2, Straßburg 1897, S. 129-382) hatte T. Braga jedoch nur die letzten 35 Seiten beigetragen. Schließlichhat sie sich auch noch einem landeskundlichen Thema gewidmet: sie bearbeitete das Thema der 'saudade' anhand von literarischen Werken (am Thema der Inês de Castro): A saudade portuguesa. Divagações filológicase literar-históricas em volta de Inês de Castro e do cantar velho 'Saudade minha? Quanto te veria?' (Porto 1914, 2Porto 1922). Und so ganz nebenbei hat sie sich auch noch der Sprachpraxis angenommen mit dem Portugiesischen Sprachführer, Leipzig 1894, in Zusammenarbeit mit C. G. Kordgien, und dem Manual de conversação alemão-português, Heidelberg 1906 (zus. mit Jaime Connor). Damit ist aber die Thematik ihrer Interessen noch keineswegs erschöpft. Seitenanfang Volksbildung Zu ihrer Berufung als Professorin hatte, neben ihrer wissenschaftlichen Leistung, auch noch die Tatsache beigetragen, daß sie sich mit Fragen der Pädagogik beschäftigt hatte: 1877, kurze Zeit nach ihrer Ankunftin Portugal, hatte sie sich sympathetisch-kritisch mit dem elementaren Lese-Lernbuch Carthilha maternal ou arte de leitura von Joã de Deus(Porto 1876) in der Zeitschrift O Ensino (vgl. Bibliographie) auseinandergesetzt, wobei sie die Vorzüge des Bildungssystems in Deutschland und besonders der dort vorliegenden Lesebücher für Kinder hervorhob. Das Thema elementarer Lese-Lernbücher beherrscht auch die Briefe von Trindade Coelho an sie, der ein methodisch besser durchdachtes ABC vorgelegt hatte, das gleichwohl auf Kritik gestoßen war. In ihrem Vorwort zur Auto-biografia von Trindade Coelho sagt sie (S. xi): "Fui alguma coisa como a madrinha carinhosa dos Livros de Leitura e do ABC." Später nahm sie auch noch, als Mitglied einer Orthographiekommission, zu Fragen der portugiesischen Orthographie Stellung in ihrem Artikel "A ortografia nacional", in: RL 14 (1911), S. 200-226. Überhaupt fand CarolinaMichaëlis es einen Skandal, daß von ca. 5 Millionen Portugiesen 4 Millionen weder lesen noch schreiben konnten, und daß darunter besonders die Frauen betroffen waren. Frauenbildung Carolina Michaëlis hatte in Deutschland am eigenen Leibe die Beschränkungen erfahren, die die Gesellschaft den Frauen auferlegte, auch und insbesondere in ihren Bildungsmöglichkeiten. Daher beschäftigte sie dieses Thema intensiv. 1901 veröffentlichte sie in dem von Helene Lange,ihrer alten Schulkameradin und engagierten Frauenrechtlerin, und Gertrud Bäumer herausgegebenen Handbuch der Frauenbewegung einen Bericht über die "Frauenbildung in Portugal und Spanien" (Bd. 3: Berlin 1901, S.408-434), [15] in dem sie auf den miserablen Stand der Frauenbildungin Portugal hinwies (S. 426): "Im ganzen liefern die Frauen mehr als die Hälfte, beinahe drei Viertel, der beklagenswerten blinden Schar". Sie kommt zu dem Schluß, daß die "Frauenfrage in Portugal zunächst eineUnterrichtsfrage (sei) und es noch für eine beträchtliche Weile (werde) bleiben müssen". Frauenbewegung Carolina Michaëlis' Engagement für die Frauenbildung ist in dem weiteren Rahmen der Frauenbewegung um die Jahrhundertwende zu sehen; sie warbefreundet mit deutschen Frauenrechtlerinnen wie Helene Lange und Luise Ey. Erstere hatte ihr 1894 in der von ihr selbst herausgegebenen Zeitschrift Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unsererZeit (1, H. 11, S. 718-22) einen Artikel aus Anlaß der Verleihung derEhrendoktorwürde an sie durch die Universität Freiburg gewidmet ("Einedeutsche Frau und Gelehrte"), den sie mit dem Satz schloß: "Wir deutschen Frauen aber dürfen mit Stolz sagen: Diese Frau, gleich hochstehend als Mensch, Gattin, Mutter und Gelehrte, sie ist unser!" Letztere (18.2.1854 -17.5.1936) war schon 1883 nach Porto gekommen, wosie u.a. Deutsch und Französisch unterrichtete, und war Carolina Michaëlis eine nahestehende Freundin geworden; 1909 ging sie nach Hamburgund unterrichtete dort zunächst am Kolonialinstitut, dann ab 1919 (bis1923) an der Universität Hamburg Portugiesisch. Konnte Carolina Michaëlis sich auch nicht aktiv an der Frauenbewegung beteiligen, so resümierte sie doch die auf dem Internationalen Frauenkongreß in Berlin (andem Luise Ey teilnahm) behandelten Themen im Comércio do Porto: "Congresso feminista de Berlim" (vom 19.-27. November 1896, Nr. 275, 277, 280, 281 und 282). Frauenliteratur Auch bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten hat sich Carolina Michaëlisgerade um die Jahrhundertwende der Frauenthemen angenommen: der 1902in Porto herausgekommene Sammelband von Aufsätzen mit dem Titel A Infanta D. Maria de Portugal (1521-1577) e as suas Damas enthält Studien zu berühmten Frauen des 16. Jahrhunderts in Portugal. Deutschland [16] Von Portugal aus hatte Carolina Michaëlis, soweit ich sehe, weniger Kontakt zur Berliner Romanistik (auf jeden Fall aber hat sie einen Beitrag zur Festschrift Adolf Tobler 1905 geliefert), mehr jedoch zu Hamburg - 1924 bahnten sich engere Kontakte mit der Hamburger Universität an. So schrieb sie in einem Brief vom 4.-5. Oktober an Luise Ey: "Hamburg wünscht engere Verbindung mit Portugal. Endlich! Prof. Krüger ist schon hier und wird am 15. Okt. offiziell die beiden Romanisten Supprianund Gohdes.... einführen und vorstellen. Wen ich von hier schicken soll, weiß ich noch nicht...". Zur deutschen bzw. deutschsprachigen Romanistik hielt sie, wie ihr Briefwechsel zeigt, jedoch engen Kontakt. Für die allgemeinen kulturellenBeziehungen Portugal-Deutschland hat sie auf jeden Fall sehr viel getan, indem sie z.B. in Portugal über die Rezeption Antero de Quentals in Deutschland unterrichtete ("Antero e a Alemanha", in: Antero de Quental, in Memoriam, Porto 1896, S. 385-425), oder z.B. den Schriftsteller Trindade Coelho anregte, Luise Ey Notizen zu seinem Leben zu schicken, die dann als Auto-biographia e cartas (Lissabon 1910) herauskamen.Auf diese Weise hat sie sehr viel für die kulturellen Beziehungen Portugal - Deutschland und umgekehrt getan: [17] "Com a sua inteligência etalento criativo, com a sua lição de trabalho crítico e rigoroso, paciente e tenaz, - com longo estudo e grande amor -, ela contribuiu parao desenvolvimento das letras e das artes em Portugal e tornou a cultura portuguesa conhecida e admirada além-fronteras, muito especialmenteno país donde provinha."

Genealogie ? V Gustav Michaëlis (1813?95), Dr. phil., Vorsteher d. Stenograph. Büros im Preuß. Herrenhaus u. im Dt. Reichstag, seit 1864 Prof. an d. Univ. B. (s. ADB 52), S d. Johann August Tobias (1760?1821), Ratsapothekerin Magdeburg, u. d. Johanna Elisabeth Faulwasser (1773?1834); M Henriette (1809?63), T d. Andreas Friedrich Gustav Lobeck, Kaufm. in Stettin, u. d. Auguste Louise Barbara Schmidt; Schw Henriette Michaelis (* 1849), Lexikographin (s. W); ? ? Berlin 1876 Joaquim de Vasconcel(l)os(1849?1936, kath.), Musik- u. Kunsthistoriker, Prof. an d. Univ. Porto(s. Biblos 5, 1929, S. 12-19). Leben ? M. besuchte 1857-66 die Höhere Töchterschule. Da an den deutschen Universitäten noch kein Frauenstudium zugelassen war, beschäftigte sie sich nach ihrem Schulabschluß autodidaktisch mit dem Studium klassischer,romanischer, slawischer und semitischer Sprachen und Literaturen. Mit17 Jahren verfaßte sie ihre ersten literarischen Arbeiten. M. unterhielt rege Korrespondenz mit international bekannten Romanisten wie Graziado Isaia Ascoli, Gaston Paris, Adolfo Mussafia, Hugo Schuchardt undFriedrich Diez, dem Begründer der romanischen Philologie. Im Zusammenhang mit der Polemik um die Faustübersetzung Castilhos kam sie 1872 inKontakt mit portugies. Gelehrten. Sie korrespondierte mit Teofilo Braga, Adolfo Coelho und Joaquim de Vasconcelos, dem bekannten Kunsthistoriker. Die geistigen Interessen, die sie mit letzterem verbanden, entwickelten sich im Laufe der Zeit zu einer engeren Beziehung und führten1876 zur Heirat. M. folgte ihrem Mann nach Portugal, wo sie in Porto wohnte und sich mit Geschichte, Literatur, Sprache, Ethnographie und Volkskunde ihrer Wahlheimat beschäftigte. Die|z. T. bahnbrechenden Arbeiten, in denen sie ihre Forschungen darlegte und die der Tendenz der Zeit entsprechend vorwiegend der altportugies. Sprache und Literatur unddem portugies. 16. Jh. zugewandt sind, trugen ihr allgemeine Anerkennung ein. Auch die span. Literatur war ihr sehr vertraut. 1911 erhieltM. einen Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät der Univ. Lissabon,wo sie allerdings nie lehrte. Dagegen unterrichtete sie an der Univ.Coimbra, wo sie eine o. Professur für germanische und romanische Philologie innehatte. M. war eine der herausragenden Gestalten des portugies. Geisteslebens und eine bedeutende Vermittlerin zwischen deutscher und portugies. Kultur. Ihre ersten wissenschaftlichen Arbeiten galten dem romanischen Wortschatz. 1876 erschien ein umfangreicher Band ?Studien zur romanischen Wortschöpfung", sodann die ?Studien zur hispan. Wortbedeutung" (1885), deren Ergebnisse zum sicheren Bestand der romanischen Wortkunde geworden sind. Volkskunde und Literaturwissenschaft verbinden sich in ihren Arbeiten zu einer schönen Harmonie; M. besaß ein feines ästhetisches Empfinden, und in ihren Werken paart sich philologische Gründlichkeit mit künsterischer Auffassungsgabe. Aus ihren zahlreichen Arbeiten ragen die Untersuchungen und Ausgaben altportugies. Liederbücher vor allem des ?Cancioneiro da Ajuda", die kritische Ausgabeder Werke Sá de Mirandas (1895), die Kommentare zu den dramatischen Schöpfungen Gil Vicentes und ihre Camões-Studien hervor. Auszeichnungen ? A Ehrenmitgl. d. Inst. f. Lebende Sprachen, Berlin; Dr. h. c. (Freiburg/Br. 1893, Hamburg 1916, Coimbra 1923); Offz. d. Ordens v. Santiago (1911). Werke ? Portugies. Sprache, in: K. Vollmoeller (Hrsg.), Krit. Jahresberr. üb.d. Fortschritte d. roman. Philol. 4, 1891-94; Der portugies. Infinitiv, in: Roman. Forschungen 7, 1891; Gesch. d. Portugies. Lit., 1893 (auch in: G. Gröber, Grundriß der roman. Philol.); Randglossen z. altportugies. Liederbuch, in: Zs. f. roman. Philol. 20-29, 1896-1905; Estudossobre o romanceiro peninsular, romances velhos em Portugal, in: Cultura española, 1907-09, 21934; Notas vicentinas ? Preliminares de uma edição crítica das obras de Gil Vicente 1-4, 1912-22 (2. Aufl. in einem Bd., in: Ocidente, 1949); Saudade portuguesa ? Divagações filológicas eliterário-históricas em volta de Inês de Castro e o Cantar Velho … ?Saudade minha ? Quando te veria?", 21922; Tragedia de la insigne ReinaDona Isabel, 1922; Bernardim Ribeiro e Cristóvão Falcão ? Obras, 2 Bde., 1923 (mit S. Braamcamp Freire); Des origens da poesia peninsular (mit 40 Briefen an Alfredo Pimenta), 1930. ? Übers.: W. Storck, Vida e obra de Luís de Camões, 1897. ? Zu Henriette: Wb. d. ital. u. dt. Sprache, 81905; Wb. d. portugies. u. dt. Sprache, 1907. Literatur ? J. L. de Vasconcelos, C. M., Lista des seus trabalhos, 1912 (W-Verz.),fortges. v. Mendes des Remédios, in: Biblos 2, 1926, H. 5, S. 241-47,erg. v. G. Moldenhauer, in: Lusitania 4, 1927, H. 10, S. 27-43 (zahlr. P, mehrere Würdigungen S. 5-25, 45-94); F. Krüger, C. M. de V. z. Gedächtnis, in: Zs. f. roman. Philol. 46, 1926, S. 13-16 (P); W. Meyer-Lübke, C. M. u. d. roman. Sprachwiss., in: Lusitania 4, 1927; Sonder-Nr. d. Revista Lusitana, 1927; Miscelânea de estudos em louvor de dona C. M., 1930; A. E. Beau, D. C. M. de V., 1958; J. Prado Coelho (Hrsg.),Dicionário das Literaturas Portuguesa, Galega e Brasileira, 1971, S.1132 f. Autor ? Heinz Kröll Empfohlene Zitierweise ? Heinz Kröll, ?Michaëlis de Vasconcel(l)os, Carolina?, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 437-438 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd119282585.html

Quellenangaben

1 www.familysearch.org
Kurztitel: Mormonen
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