Anna LANGE

Anna LANGE

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Anna LANGE

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt [1]
Tod 31. Oktober 1945 Eggersdorf nach diesem Ort suchen [2] [3]
Heirat [4] [5]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Albert MARK

Notizen zu dieser Person

Eine besondere Sorge bereitet uns die Unterhaltung von Schwägerin Anna Mark geb. Lange und ihrer Mutter Berta Lange, Verwandte durch meinem im Weltkriege 1916 Juni bei Verdun vermißten Bruder Albert. Seit 27. Juli sind sie hier völlig mittellos untergebracht. Ich habe sie getreulig übernommen, merke aber doch am Verbrauche der Lebensmittel, daß die Dauerbelastung eine schwere Last ist. So kann man nichts nebenbei besorgen , und ohne diese Hilfe gehts auf die Dauer nicht. Das sieht man an den vielen Sterbefällen, die nicht eintreten würden, wenn genügend Nahrungsmittel vorhanden wären. Beide machen sich so gut es geht in Haus und Wirtschaft nützlich. Tante Anna flickt treu und brav an allen Kleidungsstücken wohl ihre Sache wie ein Schneider und Oma Lange schält Kartoffeln, sammelt Eicheln, besorgt Kaninchenfutter, hackt sogar Holz und ist dann hin und wieder nach alter Leute Art bettlägerig, unternimmt aber stets wieder die selben Fahrten und Arbeiten. Dem kleine Jürgen ist aufgefallen, daß Tante Anna dauernd beim Essen schmatzt und die Nase wischt. (Altjungfernstyp) boshaft!- Zwei Kranke haben wir im Hause. Oma Lange hat Rippenfellentzündung und liegt wohl an 3 Wochen und Tante Anna liegt an ihrer Hüftgelenkentzündung zu Bett. - Tante Annas Tod am 31. 10. 45 um 11 Uhr. - Was hat der neue Tag gebracht! So schrieb ich heut in der Abendstunde. Tante Anna ist um 11 Uhr vormittags nach stundenlanger Bewußtlosigkeit gestorben. Gestern abend hatte sie noch an Mutters Kleid genäht und gebessert. Oma Lange war zunächst fassungslos, als ich ihr die Unglücksbotschaft mitteilte. Dann beauftragt sie mich, in dem Nachlasse, das in einem Rucksacke enthalten war nachzusehen und an Bargeld oder Wertsachen vorhanden sei. In verschiedenen Täschchen zählte ich etwa 500 RM. Bargeld. Eine Brosche und ein Armband fand ich außerdem. Das Armband"sagte Oma Lange, ist für Käthe, die"Brosche"für Agnes!! Mag`s so sein. Nach dem Mittagsbrot machte ich und Mutter daran, die Leiche sargfertig zu machen, was nicht ganz leicht war. Nach der Reinigung des Körpers, Mutter gab noch ein sauberes Sterbehemd hinzu, trugen wir die Tote auf einem Brett hinunter in das Wohnzimmer und legten sie auf die Chaiselongue. Die Ärztin Frau Dr. v. Molski stellte die Todesbescheinigung aus, die auf Herzschwäche und Entkräftung lautete. Die Herstellung des Sarges stöÏt noch auf Schwierigkeiten, da der Tischler Ludwig kein Holz mehr hat. Im Hofe stehen noch einige leichte Bretter und ein Fensterverschlag in der Küche wird wohl auch zu verwenden sein. Traurige Zustände! Keine Bretter mehr zu Särgen. Aber der Russe verschwendet Holz zu seinen Luxuseinrichtungen; Torbögen, Autoschuppen, usw. Am Freitag nachmittag soll voraussichtlich die Beerdigung sein. Um 3 1/2 Uhr. An wen von den Verwandten soll ich nun schreiben? Ich muß sicher nur eine Anschrift und zwar von Annas verstorbenen Bruder Kurt, die Ehefrau Hede in Neuzittan, an die Anna gestern abend noch einen 4 Seiten langen Brief geschrieben hat, den Kurt mit nach Berlin nehmen sollte, es aber vergessen hatte ihn zu befördern. Nun weiß ich wenigstens eine Anschrift. Annas Schwester Martha Goldmann weilte mit ihrer Tochter in einem Dorfe irgendwo in Mecklenburg, ebenso ihr Bruder Emil. Eine verheiratete Nichte, namens Plust, wohnt in Lichtenberg, Rüdigerstraße 49. Drei Monate sind die beiden Flüchtlinge bei uns. Von den Verwandten hat sich niemand um die beiden gekümmert. Von den zugeteilten Lebensmitteln konnten sie nicht leben. Wir mußten aus unsern Vorräten, wenn man von solchen überhaupt sprechen kann, zuschießen. Wenn irgend einer der Verwandten, wenigstens eine Kleinigkeit, etwas Salz oder Zucker, oder Mehl, Nährmittel zugeschossen hätte. Nichts davon! - Tante Annas Beerdigung müssen wir noch ein paar Tage verschieben, haben wir Montag nachm. 2 Uhr. Morgen Freitag sind schon 4 Beerdigungen angesagt. Zum Sarge muß ich selbst die Bretter liefern, da Tischler Ludwig keine Bretter mehr hat. Heut vormittag geholte Bretter kamen am Nachmittage gegen 4 Uhr als Sarg wieder. Oma Lange kam schon gegen 2 Uhr ohne jegliche Hilfe, die sie sonst benötigt, die Treppe herunter, um ihre Tochter noch einmal zu sehen. Verständlich. Auch als der Sarg gebracht und die Leiche eingesargt wurde, kam sie noch einmal herab. Schwere Augenblicke für ein verlassenes Mutterherz. Mit noch zwei Särgen, eines Mannes und eines Kindes, fuhr der Transportwagen hinaus. Seit meines Bruders Albert Tode, vermißt vor Verdun 1916. 2. Juni Lailette-Wald, hat sie als Witwe in Driesen bei oder mit ihrer Mutter gewohnt, wohl die Einsamkeit des Witwenseins getragen, aber auch die von ihrem Witwengelde von etwa 100 RM abhängige finanzielle Selbstbestimmung genossen, oft in unserem Hause gewesen und durch ihre harmonische Einstellung allseits Zuneigung gehabt. Diese letzte Eigenschaft ging ihr bei der letzten Einkehr bei uns ab, bis zu gewissen Grade durch die mißlichen Lebensumstände, Folgen der rohen Vertreibung aus der Heimat, verbittert und aller Vermögensobjekte, Wohnungseinrichtung beraubt, war ihre Stimmung erklärlich. So mit es ihr geschwächter Körper erlaubte, hat sie ihre Tage in dem hübschen Stübchen mit Nähen, Stopfen, Ausbessern, ausgefüllt und sich ihren Lebensunterhalt verdient. Leider er-laubten es die mangelnden Lebensmittel nicht, ihr sowie ihrer Mutter zusätzliche Ernährung zu kommen zu lassen, um die durch eine 4 Wochen dauernde Hitze auf der Landstraße geschwächte Gesundheit wieder in die Höhe zu bringen. - Unbekannt ruhen die Gebeine meines Bruders Albert, ihres Mannes; ihr Ruhestätte ist eine Wahlstelle auf dem hiesigen Friedhofe. Zwei schöne Andenken, Brosche und Armband, erinnern an sie. - Tante Annas Schwägerin, Frau und Tochter des Bruders Kurt Lange aus Neu-Zittau, die aufgrund meiner Todesmeldung die Mutter Lange und Annas Grab besuchen kommen.

Quellenangaben

1 Tagebuch Alfred Mark
Autor: Alfred /Mark/
Angaben zur Veröffentlichung: ABT 1940
2 Tagebuch Alfred Mark
Autor: Alfred /Mark/
Angaben zur Veröffentlichung: ABT 1940
3
4 Tagebuch Alfred Mark
Autor: Alfred /Mark/
Angaben zur Veröffentlichung: ABT 1940
5

Datenbank

Titel MARK
Beschreibung Stammbaum Familie Mark
Hochgeladen 2017-11-12 14:42:22.0
Einsender user's avatar Oliver2012
E-Mail info@olivermark.de
Zeige alle Personen dieser Datenbank

Kommentare

Ansichten für diese Person