Aloysius Johann JOCHUM

Aloysius Johann JOCHUM

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Aloysius Johann JOCHUM
Beruf Metzger, 1919 Schweinehändler
Religionszugehörigkeit röm.-kath.

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 19. November 1897 Holz, Heusweiler, Saarland, Deutschland nach diesem Ort suchen
Tod 2. Oktober 1975 Neunkirchen, Saarland, Deutschland nach diesem Ort suchen
Heirat 1919 Merchweiler, Saarland, Deutschland nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
1919
Merchweiler, Saarland, Deutschland
Helene SCHNEIDER

Notizen zu dieser Person

geboren um 6 Uhr nachmittags in der Wohnung der Eltern

Alois Jochum, geborene am 19. November 1897, kam aus Quierschied und heiratete 1919 in Merchweiler Helene Schneider, Tochter von Theodor Schneider. Sie war geboren am 20. November 1901 und wohnte damals im Elternhaus, Kaiserstraße 87, heute Hauptstraße 156 („Marktstube“). In dieses Haus der Schwiegereltern zog Alois Jochum, wo 1920 auch eine Tochter Alwine und sein späterer Sohn Richard geboren wurden.
Alois Jochum hatte eine Metzgerlehre gemacht, sich aber bald nach Ende des Ersten Weltkrieges dem Handel verschrieben. Als offizieller Gewerbebetrieb wurde die Schweinehandlung am 24. September 1924 in der Kaiserstraße 82 angemeldet. Bereits die Mutter von Alois Jochum hatte engagiert einen Viehhandel betrieben.Die Glocke, mit der diese Frau im Straßenhandel ihr Vieh anpries, hängt heute noch (der Artikel stammt aus dem Jahre 1998) als Souvenir im Wohnzimmer von Alwine Woll.
Alois Jochums Mutter hatte ihrem Sohn fürsorglich folgende Aussteuer mitgegeben: einen Kleiderschrank mit „Getüch“ und den notwendigsten Kleidern, ein Federbett und zwei Kissen, ein Pferd, einenWagen und zehn Ferkel. Auf dieser wahrlich schmalen Basis entwickelte sich der Schweinehandel, mit initiiert durch die freundschaftlichen Beziehungen des Schweinehändlers zu den jüdischen Viehhändlerfamilien Voss, Bergstraße, und Levi, Dorfstraße, sowie zu der jüdischen Familie Löw aus Quierschied.
Die Geschäfte florierten, bald mangelte es an Platz,das Haus Kaiserstraße 87 musste umgebaut und aufgestockt werden. Die Umbauarbeiten erstreckten sich über die Jahre 1927 bis 1929. In dieser Zeit war Alois Jochum mit Familie im Gasthaus Hassler, Im Solch bei einer Tante von Lena Jochum untergebracht.
Der Einzugsbereich der Schweinehandlung Jochum konnte ein viel größer werden als der von „Paule Jäb“, daAlois Jochum bereits ab 1925 motorisiert war. Er fuhr einen „Ford“ mit Ferkelkiste, kutschierte gleichzeitig aber auch mit zwei Pferden. Die Ferkelkiste selbst war ähnlich der vom „Paule Jäb“. 1930 wurde ein „Citroen“ umgerüstet zu einem Schweinewagen für 30 Ferkel durch eine Firma Ruffing in Spiesen. Später gab es diese Fahrzeuge allerdings original zu kaufen.
Die Schweinehandlungen Jochum und Meiser existierten etwa von 1924 bis 1943 als Konkurrenten nebeneinander. Alois Jochum, unterstützt von Tochter Alwine („Winche“), lieferte allerdings bis in die Eifel hinein, bestückte außerdem regelmäßig die Märkte, insbesondere in Heusweiler, Saarlouis, Lebach und Blieskastel.
DasGeschäft wurde größer und größer, Alois Jochum erwarb im November 1937 vom Steiger Fuchs das Haus Straße des 13. Januar Nummer 49 (heute Hauptstraße 80), das ursprünglich vom Lehrer Mohr erbaut worden war. Nach dem Kauf wurde das Haus mit Stallungen unterkellert, weitere Stallungen wurden nach hinten angebaut, und zwar durch die damalige Merchweiler Bauunternehmung Otto Ruf. Rund 80 Ferkel konnten nun in den neuen Ställen untergebracht werden. Aber erst im Mai 1942 zog „Schweinshändlersch Alois“ mit Familie in das Haus ein. Seine Frau Lena hatte nur ungern das elterliche Anwesen verlassen. Lange Zeit kostete ein Ferkel zwischen 20 und 30 Mark, die größeren „Läufer“ waren natürlich teurer. Aber selbst dieser Preis (aus heutiger Sicht ein kleiner Betrag) wurde von den Käufern oft in Raten abgestottert. Das unangenehme Geldeintreiben besorgte meist Tochter Alwine. Besser lief es dann, als etwa ab 1937 ein Bergmann für ein angeschafftes Ferkel von seinem Arbeitgeber einen Zuschuss von sieben Mark bekam. Der Schweinhändler kassierte diese Beiträge bei der Knappschaft inSaarbrücken. Auch der Schweinehandel war eine Art Saisongeschäft, das am stärksten im Frühjahr lief. Es kursierte der Spruch: „Kirschen rot – Schweinehandel tot“).
Nachdem 1943 „Paule Jäb“ aufgegeben hatte, war Alois Jochum in Merchweiler schlicht und einfach „de Schweinehändler“. Auch die Merchweiler Bäcker (meistgleichzeitig Landwirte) kauften bei ihm. Beim Preis für ein Ferkel wurde gehandelt, denn die Bäcker gaben das sogenannte „Fußmehl“ aus den Backstuben als Schweinefutter anAlois Jochum ab. Auch Inserate sind immer wieder Zeitzeugen, Werbeanzeigen aus einer Festschrift von 1949.
Die guten Zeiten des Schweinehandels waren Ende der Fünfziger Jahre vorbei, geradein den Jahren, in denen es ansonsten überall aufwärtsging. Wenn Schweinshändlersch Alois dann von seiner Tour, zum Beispiel in die Eifel, zurückkam, sagte er resignierend: „Anstelle von Ställen stehen dort nur noch Garagen“. Nach der Währungsumstellung im Saarland 1959 meldete er sein Gewerbe ab. Er war damals 62 Jahre alt. Seine Frau Lena, eine lebensfrohe, freundliche Frau, starb am 25. Oktober 1971 im Alter von 70 Jahren, Alois Jochum starb 1975, 78jährig, gut gepflegt und versorgt von Enkelin Ursel Meiser geborene Kirsch („Schweinshändlersch Ursel“). Sie hatte das großelterliche Haus erworben, das aber im März 1985 abgerissen werden musste. Heute ist an dieser Stelle in der Hauptstraße 80 das Anwesen der Kanalreinigung Meiser.
„De Schweinshändler“ und seine Familie waren in Merchweiler ein Begriff. Bezeichnend dafür, was mir Tochter Alwine Woll erzählte, die seit Jahrenin der Hauptstraße einen Fußpflegesalon betreibt. Eine Kundin: „Warum schreibst du an die Tür Alwine Woll? Die kennt doch kääna. Schreib doch „Schweinshändlersch Winche“.

Quellenangaben

1 Familien in den Gemeinden der Bürgermeisterei Heusweiler bis 1910
2 Saarland, Deutschland, Geburtsregister, 1876-1903, StA Heusweiler
3 Merchweiler Heimatblätter, 1998, Seite 72-76

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Titel Steinbach-Mees
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Hochgeladen 2024-06-04 13:00:47.0
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