Notizen zu dieser Person
Bei den Auseinandersetzungen zwischen den Calvinisten und Lutheranern entschied der Kurfürst meist zugunsten der Calvinisten, denn er gehörte selber dieser Konfession an (sein Großvater, der Kurfürst Johann Sigismund war 1613 zum Calvinismus übergetreten, der hatte aber erklärt: „Auch wollen Seine Kurfürstlichen Gnaden zu diesem Bekenntnis keinen Untertanen öffentlich oder heimlich zwingen ...“). Der Große Kurfürst verbot sogar den Besuch an der lutherisch ausgerichteten Universität Wittenberg. Weil Martin Friedrich Seidel ein Revers, das die Abschaffung der Konkordienformel betraf, nicht unterschreiben wollte, wurde er – als Lutheraner – seines Amtes enthoben. Die Verdienste des Großen Kurfürsten sollen hier nicht geschmälert werden, sein Calvinismus öffnete ja den Hugenotten Tür und Tor zu einem besseren Leben, andererseits trugen die Hugenotten zu einer Belebung und kulturellen Bereicherung Berlins und der Mark Brandenburg bei.
Martin Friedrich Seidel ging nach seiner Entlassung in schwedisch-lutherische Dienste nach Wolgast und Stralsund und wurde zum sch wedischen Hofkammergerichtsrat ernannt, nachdem er von seinem Kurfürsten 1671 doch noch ehrenvoll verabschiedet worden war. Als 1675 die Schweden in die Mark Brandenburg einfielen, befahl der Kurfürst allen in ausländischen Diensten stehenden Untertanen die sofortige Rückkehr in die Heimat. Da Seidel diesem Befehl nicht gefolgt war, sondern um Aufschub gebeten hatte, entzog der Große Kurfürst ihm seinen gesamten Besitz. Martin Friedrich von Seidel wird als „märkischer Heimatforscher“ bezeichnet und hat viele biographische Werke verfaßt, von denen die Bildersammlung, „ein Denkmal des geistigen Brandenburg“, das bekannteste ist. Seine Schriften wurden von einer großen Heimatliebe diktiert, die ihn, wie er sagte, auf seinen Reisen überwältigt hatte.