Johann Diedrich MATTHAEI

Johann Diedrich MATTHAEI

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Johann Diedrich MATTHAEI

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt 21. September 1798 Hamburg, Deutschland nach diesem Ort suchen
Tod 16. September 1879 Hamburg, Deutschland nach diesem Ort suchen
Heirat 7. September 1833 Wandsbek, Schleswig-Holstein, Prussia nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
7. September 1833
Wandsbek, Schleswig-Holstein, Prussia
Louise WOLFF

Notizen zu dieser Person

 

 

Lebenslauf von Johann Diedrich Matthaei[1] in Hamburg

Verfasst von Marie Romberg, geb. Matthaei

(siehe Seite 8/23)

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Als kleines Kind wurde ihm gelegentlich einer Droschken-Ausfahrt das eine Bein beim Zuschlagen der Thür dazwischen geklemmt und nicht ordentlich wieder geheilt, sodass es kürzer blieb als das andere. Es hinderte ihn aber als Jungen nicht daran, tüchtig laufen zu können. Während der Franzosenherrschaft schickte sein Vater die Mutter mit allen sieben Kindern nach Buxtehude, wo sie ein altes Haus bezogen, in dem die Fußböden so schräg liefe, dass, wenn man am oberen Ende auf einem Stuhl saß,nun in kurzer Zeit ans untere Ende gelangt war. Ein schmaler, tiefer Fluss, die Fiber trennt in Buxtehude die Häuserreihe der einen Straße von den dazugehörenden Gärten. Jedes Haus hat ein Boot zum Hinüberfahren. Einst war das Boot am jenseitigen Ufer, aber die Mädchen hatten eine große Balje, worin sie Wäsche gespült hatten, stehen lassen. Diedrichfindet es sehr amüsant, darin auf dem Wasser zu schaukeln, setzt sich hinein und treibt weit weg. Zwei Fräulein Geffken aus Hamburg rudern gerade und sehen, wie die Wäschebalje umgestürzt und der Junge ins Wasser gefallen ist, sie können ihn noch eben vor dem Ertrinken retten und bringen ihn nach Hause. Seine Mutter, wie sie ihren triefenden Jungen sieht, fällt in Ohnmacht; sein Vater sagt mit stoischer Ruhe: „Unkraut vergeht nicht!“ Seine Mutter fuhr oft nach Hamburg, um in ihrem Hause nach dem Rechten zu sehen. Da geschah es denn einst, dass zwei französische Offiziere sich bei ihr meldeten während ihres Mannes Abwesenheit, um die Wohnung nach verbotenen Colonialwaaren zu durchsuchen, auf deren Verbergen strenge Strafen, oft sogar Todesstrafe stand. Die Mutter nötigte sie scheinbar ganz unbefangen, während ihr Herz um Errettung zu Gott schrie, aufs große Sopha, das mit Cretonne bezogen und nach damaliger Mode mit einer breiten, die Erde berührenden Falle versehen war und unter dem, dicht verstaut, lauter verbotene Waren lagern. Sie holte aus dem Schrank schönen Wein, plauderte sehr liebenswürdig französisch mit ihnen, sodass sie, als sie nach animierter Unterhaltung sich verabschiedeten, sagten, von einer Durchsuchung nähmen sie abstand, denn sie sähen der aimablen Madame an, dass hier nichts zu verbergen wäre. Unzähligen hat Gott in der schwarzen Zeit Kraft gegeben, durch Selbstbeherrschung und List ihren Feind zu täuschen und dadurch ihr Leben zu retten. In Buxtehude amüsierten sich währenddessen die jungen Mädchen, besonders Diedrichs Schwester Marianne, bei Herrn Deich-Inspector Schubach aufs Beste bei den wöchentlich stattfindendenBällen, die liebenswürdigen französischen Offiziere tanzten flott und ließen es nicht an Aufmerksamkeiten fehlen. Später trat Diedrich ins Geschäft seines Vaters. Tanzen, Turnen, weite Spaziertouren waren ihm ja wegen seines Beinleidens versagt, er wurde aber dafür in etwa durch die Musik entschädigt; er spielte Flöte, Guitarre, Klavier und sang alle Opern durch; sein Lieblingsinstrument aber war und blieb das Fagott, das er für das schönste Instrument im Orchester hielt. Später schaffte er sich ein Pferd an, machte alle Geschäftsreisen damit, hielt Rast, wie es kam, oft in einer Scheune auf Stroh, wo ihm die Mäuse die ganze Nacht lustig übers Gesicht liefen, und bedauerte er später, wie die Eisenbahn eingeführt wurde, die Reisenden, die auf die interessanten Abenteuer, an denen seine Reisen so reich gewesen, verzichten mussten. Vor seiner Verlobung stand er vor der Alternative, entweder das Pferd behalten oder eine Frau nehmen; er trennte sich von dem ihm ans Herz gewachsenen Pferd, um seine noch viel geliebte Luise heimzuführen. Ihre Mutter und alle Schwestern aus Ritzebüttel kamen zurHochzeit, natürlich ihr ältester Bruder Heinrich und Frau Arnold in England nicht. In Wandsbeck im „Alten Posthause“ wurde eine sehr fröhliche Hochzeit gefeiert, dann bezogen sie ihr reizend geschmücktes und mit vielen Geschenken ausgestattetes Heim auf dem Schweinemarkt in der zweiten und dritten Etage. Die erste hatte Diedrichs Mutter mit ihrer Tochter Therese, die später den Architekten Burmester heiratete, mit denen Luise, wie überhaupt mit der ganzen großen Familie ihres Mannes vortrefflich harmonierte.

Tante Lecacheux ging der Abschied von ihrer Pflegetochter recht nahe, aber sie sahen sich täglich; Luise ging auch später, wenn sie noch so viel zu tun hatte, wenn auch manchmal erst abends um 10 Uhr zu ihr und wöchentlich einmal wenigstens brachte Tante einen ganzenTag im Matthaei'schen Hause zu. Im ersten Jahre besonders lebten sie außerordentlich gesellig, schon den dritten Tag nach der Hochzeit sahen sie abends 22 Personen bei sich, sodass das junge Paar jeden Abend, wo sie ganz alleine waren, mit Wonne genossen. Diedrich, ein sehr guter Schachspieler, hatte einen regelmäßigen Schachklub mit hat Herren; einmal arrangierten die Damen im Hause des Herrn Dr. Weisflog oder Wagner ein großes Fest; der Fußboden eines viereckigen Zimmers wurde mit schwarzen und weißen Feldern bemalt und von Herren, Damen und Kindern in passenden hübschen Kostümen ein lebendes Schachspiel aufgeführt. Von jetzt an, wo Diedrich und Luise eins geworden sind, werde ich nicht mehr in der dritten Person von ihnen berichten, sondern als ihre Tochter Marie, das achte ihnen geborene Kind und als erstes Mädchen besonders freudig begrüßt. Zwei Jahre nach meiner Geburt, den 5.Mai 1842 brach das große Feuer aus, das drei Tage und Nächte wüthete. Jedermann half nach besten Kräften, Vater war unter denen, die die Börse retteten. Heinrich Burmester, dessen Hochzeit mit Vaters Schwester Therese in unserem Hause zwei Tage vor Ausbruch des Brandes gefeiert war, pumpte und rettete Tag und Nacht; der kräftige, gesunde Mann legte in den Tagen den Keim zu der Brustkrankheit, die ihn einige Jahre später dahinraffte. Drei große Kirchen, die Nikolaus-, Gertrud- und Petrikirche wurden eingeäschert. Letztere stand in der Nähe des Elternhauses; plötzlich sahen sie den 7. Mai früh morgens einen rothen Schein hoch oben im Turm, dann züngelten kleine Flammen daraus hervor, bald erhebt sich eine mächtige Feuersäule, der Turm wankt, und stürzt dann prasselnd nieder. Kein Auge blieb trocken, war es doch die Kirche, in der die Eltern sich sonntäglich erbaut hatten.

Den 23. December 1846 wurde meine jüngste Schwester Mathilde geboren, ein entzückendes, lebhaftes klugesKind. Nach 2 ½ Jahren starb sie an Gehirnentzündung und mit ihr unser Sonnenschein; nie habe ich Mutter so niedergedrückt gesehen.

In den letzten Jahren hat sich die drei Vettern von ihr auch verheiratet, als letzter Karl Woermann mit Eleonore Weber den 24. Mai 1837, auf deren Hochzeit meine Eltern auch waren, bei der jüngsten Tochter Lulu, nachh. Bohlen, stand Mutter Gevatter. Den 17. April 1852 starb Tante Lecacheux,die letzten beiden Jahre wohnte sie bei uns; Mutter hat sie aufopfernd gepflegt und sie tief betrauert. - Wie wir 1876 nach der großen Allee zogen und den lang ersehnten Garten bekamen, herrschte großer Jubel und genossen wir Geschwister, auch Erik Samuelson lebte fünf Jahre mit uns, eine sehr frohe Jugend. Viel Music wurde in und außer dem Hause getrieben, außerordentlich reger geselliger Verkehr gepflegt, schöne Reisen gemacht, viel Hausbesuch, besonders von Ritzebüttel bei uns gesehen und eine meiner liebsten Erinnerungen knüpft sich an die in Ritzebüttel bei den lieben Samuelsons mit den Cousinen verlebten Wochen und Monate. Der tiefste Schmerz meiner ersten Jugend war die Abreise meines geliebten Bruders Wilhelm nach Madras; auf zehn Jahre war sein Aufenthalt drüben vorgesehen. Durch eine Erkältung zog er sich aber eine schlimme Leberentzündung zu, die sein Bleiben in Madras unmöglich machte und so währte die Trennung zu meiner Freude nur zwei Jahre. Ehe er fortging, feierten wir noch am 7. September 1857 die Silberhochzeit der Eltern, die großartig und köstlich verlief. Nach dem Mittagsmahl im „Andreasbrunnen“ in Eppendorf wurde unendlich viel aufgeführt, u.a. ein Akt aus „Joseph in Ägypten“ und bis auf zwei Herren im Chor und Orchester nur von Verwandtendargestellt und gesungen. Mein lieber poetischer Bruder Johannes hatte mit dem jungen Dr. Karl Zimmermann ganz wunderhübsche Sachen, Bezug habend auf das Silberpaar gedichtet. Das 50jährigeGeschäftsjubiläum meines Vaters versammelte unzählige frühere und spätere Angestellte und Geschäftsfreunde bei uns. Ich erinnere noch, wie Vater einem alten Maler Cohn auf die Schulter klopfte und sagte: „Seht, Kinder, das ist noch ein alter, rechter, gottesfürchtiger Israelit, vor dem man den Hut abnehmen soll. Wenn ihm einen Million geboten würde, am Schabbes macht er kein Geschäft.“ So saß er auch während der Mahlzeit dabei. Rührte aber kein Stück Brot bei uns Christen an. Der 70jährige Geburtstag wurde auchfestlich begangen; auch der 80jährige, letzterer in Johannes Hause; der 70jährige meiner Mutter in unserem Heim. Alle waren gewürzt mit Aufführungen von klein und groß, beidessen poetischen Veranstaltungen Johannes die Krone gebührte. Am 16. September 1879 wurde unser prächtiger Vater abgerufen nach kurzer Krankheit. Ein Schlagfluß hatte seinem Leben einplötzliches Ende gemacht, während wir Kinder alle den Geburtstag von Caroline Köster in Eppendorf fröhlich feierten. In der Nacht trafen wir dann in großer Traurigkeit im Sterbehause zusammen. Wie gerne hätte nun jeder von uns unsere geliebte Mutter ganz bei sich gehabt, aber sie wollte so weiter leben. Von Vaters Tod an fühlte sie viele innere schmerzen, die sie oft quälten, ließ es sich aber wenig merken, da sie überhaupt in ihrer herzlichen Liebe von jeher nie an sich dachte, nur für andere lebte, um uns nicht zu betrüben. Nochzwei Jahre durften wir uns ihrer freuen, da ging auch sie heim, nachdem ein Schlaganfall sie 10 Tage ihrer Sprache beraubt hatte. Nach ihrem Tode entdeckte der Arzt dass sie an zurückgetretener Gicht gestorben, wahrscheinlich infolge des saftigen Schmacks bei Vaters plötzlichem Tode, da sie sofort danach über innere Schmerzen klagte. Nun war das Elternhaus, das uns so unendlich vielLiebe geboten, für uns geschlossen, aber die Erinnerung an das vorbildliche Leben der Eltern wird nie erlöschen. Dass Vater trotz seiner körperlichen Gebrechen nie klagte und seine heitere Gemütsruhe und seinen goldenen Humor nie verlor; - dass Mutter sich für uns Kinder und viele andere in selbstloser Liebe aufopferte; - das war in ihrer tiefen Frömmigkeit begründet. Beide nahmen Freud und Leid stets dankbar aus Gottes Hand.

Ich bin von allen Geschwistern die einzige Überlebende, der Tod eines jeden Bruders ging mir tief zu Herzen, war unser gegenseitiges Verhältnis doch von jeher ein so inniges. Je kleiner der Kreis wurde, desto inniger schlossen wir übrigen uns aneinander an, bis es innerhalb zweier Jahre durch den Heimgang meiner heiß geliebten Brüder Wilhelm und Ernstnun ganz gelöst ist.



 

[1] *21.09.1798 +16.09.1879

 

Quellenangaben

1 Stammtafel der Familie Milow
Autor: Erik Samuelson
Angaben zur Veröffentlichung: Erik Samuelson
Kurztitel: SFM
2 Reichardt Ros Web Site
Autor: Marc Reichardt Ros
 MyHeritage.de Familienstammbaum  Familienseite: Reichardt Ros Web Site Familienstammbaum: Reichardt Ros Family Tree
3 Reichardt Ros Web Site
Autor: Marc Reichardt Ros
 MyHeritage.de Familienstammbaum  Familienseite: Reichardt Ros Web Site Familienstammbaum: Reichardt Ros Family Tree
4 FamilySearch Stammbaum
Angaben zur Veröffentlichung: MyHeritage
 Der FamilySearch Stammbaum wird duch MyHeritage unter Lizenz von FamilySearch International, der weltgrössten Genealogie Organisation, veröffentlicht. FamilySearch ist eine nonprofit Organisation gesponsert von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen Kirche).

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Titel Familie Toelken
Beschreibung Bremer Familienverbindungen Europa und alle Welt.
Hochgeladen 2021-04-26 18:14:08.0
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