<p>Genealogie V Johann (1465 - n. 1523), Kellner d. Gf. v. Eppstein-Königstein, S d. Thysgen (tot 1503), Landschreiber, dann Amtskellner in Hadamar; M Anna Doring; B Josef (? 1574), Prof. d. Gesch. in Marburg, 1557 Stadtschreiber in Kassel, 1567 Rat</p><p><p>am Oberappellationsgericht in Kassel, Reinhard (? 1564), Prof. u. Rektor d. Univ. Marburg, 1546 im Schuldienst inWetzlar, zuletzt ev. Pfarrer in Bernbach b. Gelnhausen (s. Strieder VIII, W); - ? 1525 N. N.; 2 S Johann (? 1579), Kanzler d. Bischofs</p><p><p>v. Freising, Wilhelm, Priester d. Landkap. Hagenau. Leben L. immatrikuliert sich 1509 in Heidelberg und 1510 in Köln zum Jurastudium. Nach Übertragung zweier Pfründen der Hadamarer Liebfrauenkirche(1511 und 1519) wird L. als Pfarrer von Hadamar</p></p><p><p>bezeichnet, der lutherisch gesinnt sei. Um 1520/21 unternimmt er eine Reise nach Wittenberg. 1525 verzichtet er auf eine Pfründe und heiratet. 1536 beginnt seineliterarische Tätigkeit gegen die Reformation: Drei Titelerscheinen in diesem Jahr:</p></p><p><p>Institutio Catholica, De missa publica proroganda und Pastorale. Ebenfalls 1536 übernimmt L. die Pfarrei Wetzlar, ohne Hadamar aufzugeben. 1538 erscheint sein ?Monotessaron?, eine Evangelienharmonie der Passion. Am 24.12.1539 trifft er sich mit</p></p><p><p>Bucer und den protestantischen Räten Krafft und Eisermann in Marburg zu einem Religionsgespräch. 1540nach Hadamar zurückgekehrt, führt er dort die Messe wiederein, was ihm jedoch von den beiden Hadamarer Landesherren sehr bald verboten wird. I</p></p><p><p>der Folge dieses Verbotes reißt die Verbindung L. zu seiner Vaterstadt ab. 1542 hält er sich im Kloster Johannisberg auf, 1544 im Mainzer Augustinerkloster; 1546 wird ihm die Pfarrei Hadamar imZusammenhang mit einer neuen Kirchenordnung auch</p></p><p><p>formell aberkannt. Wegen verschiedener Streitschriften führt L. ein unstetes Le</p><p>ben, bis er seit Juni 1547 als Pfarrer in Worms erscheint. Seine Teilnahme an der Trierer Interimskommission in Wetzlar 1548 und an der Mainzer Provinzialsynode 1549</p></p><p><p>ist bezeugt. Nach einer letzten Veröffentlichung 1549 (?Reformationis abusuum cleri formula?, d. i. die Edition einerReformschrift des Aachener Konzils v. 817) verstummen die Quellen. Nach einer Bemerkung Georg Witzels aus dem Jahr 1553 war L.zu</p><p><p>diesem Zeitpunktbereits gestorben. L. steht ganz unter dem Einfluß des Erasmus von Rotterdam. Er entwirft in seinen Schriften eine Reformtheologie, die die berechtigten Anliegen der Neugläubigen aufgreifen, aber die kath. Identität wahren will.</p></p><p><p>Diese Theologie sucht ihre Quellen bei den Vätern, in einem goldenenZeitalter, das von aller Dekadenz noch frei war. Das älteste Argumentgilt ihm als Humanisten auch als das wertvollste. L. zeigt jedoch eine theologische Originalität, die ihn vo</p></p><p><p>anderen Kontroverstheologen erheblich unterscheidet, zumal er auch zu praktischen Problemen der Seelsorge Stellung bezieht. Dabei entwickelt er Reformideen pastoraler und liturgischer Art, wie sie z. T. erst durch das Zweite Vaticanum verwirklicht</p><p><p>wurden. So sollte seiner Vorstellung nach u. a. gelehrten Laien ein Recht zur Predigt eingeräumt, ein Volksmissale eingeführt,die Krankensalbung niemals als ?letzte Ölung?, sondern als Sakrament der Genesung vorgenommen und nur ein Altar in der</p></p><p><p>Kirche zugelassen werden;mit seinem Vorschlag einer aktiven Beteiligung der Laien am Gottesdienst hat er den Kernpunkt der Liturgiekonstitution des Vaticanums vorausgenommen. Von besonderer Qualität ist seine ?Institutio?, ein Katechismus, der,</p></p><p><p>basierend auf patristischen Quellen, den kath. Glauben mit außerordentlicher Anschaulichkeit und Eindringlichkeit darstellt.</p></p><p><p>Stur. iur. u. Theol.in Heidelberg (1509) und Köln (1510) ab 1511 Vikar und ab 1521/22 Pfarrer in Hadamar, wo er bereits 1523 als Luthers Anhänger die reformatorische Bewegung einteitete. Seit 1535 wandte er sich wieder der kath. Kirche zu, in de</p><p>er bis zu seinem Tod reformerisch gewirkt hat. Ab 1536 Pfarrer in Wetzlar; von dort vertrieben, weilte er 1542-44 in Kloster Johannisberg, dann im Augustinerkloster Mainz;1547 Pfarrer in der Nähe von Worms; 1548Erzproester und Pfarrer in Wetzlar.