Elly Luzie TRAPPMANN
Characteristics
Type | Value | Date | Place | Sources |
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name | Elly Luzie TRAPPMANN |
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occupation | Krankenschwester |
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religion | ev |
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Events
Type | Date | Place | Sources |
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death | 14. November 1977 | Schwalmstadt
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baptism | 6. January 1929 | Düsseldorf
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residence | 1908 | Düsseldorf-Derendorf, D
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residence | from 1934 to 1937 | Fulda Moselstraße 9
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residence | from 1967 to 1977 | Darmstadt
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residence | 1927 | Düsseldorf-Oberkassel, NRW, D
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residence | from 1937 to 1945 | Fulda Frankfurter Straße 78
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residence | from 1945 to 1956 | Fulda Bonifatiusplatz 4
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residence | from 1956 to 1967 | Fulda Ahornweg 35
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burial | 19. November 1977 | -Dietershan
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birth | 15. June 1908 | Düsseldorf, NRW, D
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marriage | 1. February 1934 | Düsseldorf, D
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marriage | 1. February 1934 | Düsseldorf
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RELI | 1. February 1934 | Düsseldorf, NRW, D
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Parents
Ernst TRAPPMANN | Else Lucie HERPER |
??spouses-and-children_en_US??
Marriage | ??spouse_en_US?? | Children |
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1. February 1934
Düsseldorf, D |
Fridolin ZINT |
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Notes for this person
Ihre Mutter lernte sie erst 1954 kennen, als diese erstmals und dann mehrfach nach Deutschland kam. Vom 24. August bis 7. Oktober 1967 besuchte sie ihre Mutter in Tobyhanna PA, USA. Ihren Halbbruder Herbert hatte sie schon 1950 kennen gelernt, als dieser als Soldat (Koch) in Wildflecken stationiert war und eines Tages in Fulda vor unserer Türe stand und zu Mutter sagte: 'Hallo, I am your brother!' Am 20. August 1952 besuchte er uns mit seiner Braut Edith in Fulda (Fotos vom Ausflug in die Rhön und nach Schloss Adolphseck).
Mutter war mehrfach wegen Herzschwäche zu Kuren in Bad Orb:
1939 (?)
30.10.-28.11.1946
22.09.-18.10.1952 (Haus Heimrich (Vey) Villbacher Str. 24 (18)
28.09.-18.10.1956
18.03.-15.04.1961 Karte 10.4.: 'Samstag kam Martin und wir hatten zwei herrliche Tage. Wir waren im Wildpark u. Café Waldfrieden und er hat im Kurpark die Eichhörnchen, Tauben u. Vögel gefüttert. Er meinte zu Frl. Engel, ja die Mutii hat zu Hause auch kein Honiglecken ...*
7.-21.7. 1976 mit ihrer Mutter und Tante Clara (Postkarte mit dem schmalem Haus)
Aus ihrem Nachlass: I. (undatiert)
Meine Eltern heirateten 1906 in Düsseldorf. Mein Vater hatte eine Bäckerlehre gemacht. Meine Mutter war die Tochter eines Bäckermeisters aus Wuppertal, der acht Kinder hatte. Der Vater meines Großvaters mütterlicherseits war Lehrer und hatte elf Kinder. Die Eltern meines Vaters hatten ihm im Nachbarhaus ein Lebensmittelgeschäft eingerichtet. Aber die Ehe hatte keinen Bestand. Meine Mutter war bei der Hochzeit erst 19 Jahre und erwartete mehr vom Leben, als hinter der Theke stehen. Als ich, 1908 geboren, einige Monate alt war, ging sie eines Tages fort und brachte mich zu ihren Eltern. Sie ging nach Amerika, um dort ihr Glück zu suchen. Bei der Scheidung wurde ich meinem Vater zugesprochen. So holten mich die Großeltern väterlicherseits zu sich. Tante Clara, die den Haushalt führte, betreute mich mit viel Liebe. Meine ersten Kindheitserinnerungen gehen in das vierte Lebensjahr zurück. Damals fing ich an, darüber nachzudenken, warum andere Kinder eine Mutter hatten und ich nicht. Auch an den Kindergarten erinnere ich mich. Morgens wurde gesungen und gebetet. Dann ging es an große Wandschränke. Dort wurde das Spielzeug aufbewahrt und jedes Kind durfte ein Spielzeug auswählen. Ab und zu spendete meine Großmutter auch Spielzeug aus unserem Geschäft. Wir hatten auch eine Sparbüchse, da saß ein kleiner Neger im weißen Hemdchen mit gefalteten Händen und wenn man etwas hineinwarf, nickte er. Wir bettelten immer um Groschen zum Einwerfen. Eines Tages wurde der Inhalt der Büchse geleert und in ein Goldstück umgewechselt. Dieses Goldstück wurde in eine Walnuß verpackt. Ein würdiger Herr im schwarzen Rock erschien und ein Kind überreichte ihm die Nuß und sagte ein Gedicht auf. Wenn wir zu laut wurden, mußten wir uns auf unsere Plätze setzen und singen: "Stille, stille, kein Geräusch gemacht, immer still und immer still, wie die Tante es haben will". Als ich sechs Jahre war, brach der erste Weltkrieg aus. Wir wohnten nahe am Güterbahnhof. Dort wurden Truppen verladen. Tag und Nacht marschierten Soldaten bei uns vorbei; am Tag begleitet von Müttern und Bräuten, die Gewehre mit Blumen geschmückt. Singend und begeistert zogen sie dahin und mancher kehrte nicht zurück. Auch mein geliebter Onkel Friedel, der Zwillingsbruder von Onkel Gottlieb, starb gleich in den ersten 14 Tagen. Er wurde als Meldefahrer aus dem Hinterhalt erschossen. Da war die Trauer groß. Er war der Liebling der Familie, besonders des Großvaters. Onkel Friedel hatte sich von seinem ersten Lehrlingsgeld einen Farbkasten gekauft und hat ganz ohne Anleitung viel schöne Bilder gemalt, meist Landschaften. Ich kann mich noch ganz gut an das darauffolgende Weihnachtfest erinnern. Ich hatte einen kleinen Weihnachtsbaum und einen Puppenwagen mit Puppe. Aber die Erwachsenen saßen weinend da in ihren Trauerkleidern. Ja, das war eine böse Zeit. Jeder bangte um seine Angehörigen. Täglich gab es Extrablätter und oft Telegramme, die eine Trauerbotschaft enthielten. So fiel auch ein Bruder von Tante Claras Freundin, zu dem zarte Bande geknüpft waren. Auch mein Vater war im Krieg. Er hatte wieder geheiratet, Mutter Frieda kam mit Friedhelm, einem ganz süßen blonden Jungen auch zu den Großeltern ins Haus. Dort gab es viel Arbeit für sie. Mutter Frieda stammte aus eine Bochumer Handwerkerfamilie mit 12 (8?) Kindern. Der Vater war Kupferschmied und die Kinder hatten später alle gute Positionen. Einer war sogar eine zeitlang Bürgermeister in Bochum. Aber Mutter Frieda machte nie den Versuch, sich dem gehobenen Niveau der neuen Familie anzupassen. Die vornehmen Schwägerinnen blieben ihr fremd. Sie war immer bescheiden, fleißig und zufrieden. Ich sehe meinen Vater noch aus Rumänien in Urlaub kommen. Gebückt unter einem schweren, langen Sack aus Zeltplane. Da kamen Herrlichkeiten hervor, die wir lange entbehrt hatten. Riesige Äpfel, Kekse, Konserven. Mittlerweile waren in Deutschland...
Ja es waren auch die Lebensmittel knapp geworden. Die tägliche Brotration, klebriges, mit Mais gemischtes Brot, wurde sorgfältig eingeteilt. Dazu etwas Margarine und Marmelade, die zur Hauptsache aus Steckrüben bestand. Wer Verwandte auf dem Land hatte, ging hamstern. Wir hatten ja auch das Glück. Wir hatten noch Weizen, ein bißchen Oel und Apfelkraut. Der Weizen wurde, damit es niemand merkte, im Keller in der Kaffeemühle gemahlen, über Nacht eingeweicht und morgens in der Pfanne gebacken. Eine Delikatesse und sehr gesund! Auch Steckrüben durcheinander gekocht schmeckten herrlich, wenn man eine Speckschwarte mitkochen konnte. Die wurde dann mehrfach mitgekocht, bis sie ganz weich war, daß sie dann gegessen werden konnte. Die Schuhe bestanden aus Holzsohlen und das Oberteil aus Papiergewebe. Ich trug damals die Schuhe von meiner Kusine Hilde aus Köln. Die waren schick. Mittlerweile war ich in die Schule gekommen. Mein Weg führte über die Eisenbahnbrücke. Da war es ein Hauptspaß, wenn ein Zug kam, sich in den Dampf zu stellen. Freilich waren auch oft glühende Kohleteilchen darin. Vier lange, harte Jahre dauerte der Krieg und forderte viele Opfer. Man denke nur an Langemark, wo die Elite der deutschen Jugend dahingemäht wurde. 1918, nachdem der Krieg zu Ende war, kamen schlimme Zeiten. Es herrschte das Chaos. Demonstrationszüge, Plünderungen waren an der Tagesordnung. Auch wir blieben nicht verschont. Männer kamen ins Geschäft und 'beschlagnahmten' was ihnen gefiel. Einmal kam ein großer Demonstrationszug um die Ecke. Plötzlich stürzten sich die Menschen auf die Geschäfte und plünderten und zerschlugen alles, was den 'Kapitalisten' gehörte. Mein Vater ging in den Keller und zündete Papier und Holzwolle an, daß die Flammen und der Rauch aus den Kellerfenstern kamen. Die Polizei und Feuerwehr spritzte tüchtig mit Wasser und der Pöbel verlief sich. Neben uns war ein Schuhgeschäft. Da waren die Männer eingestiegen und hatten Unmengen von Schuhen durch die Oberlichter hinausgeworfen. Die Menge prügelte sich darum, aber manche erwischten auch zwei linke oder rechte Schuhe. Später suchten sie dann zwischen den Schuhkartons herum. Ja, das waren schlimme Zeiten. Arbeitslosigkeit, Hunger und Kälte brachten die Menschen zur Verzweiflung. Mein Großvater richtete für drei seiner Söhne eine Limonadenfabrik ein. Onkel Walter und Onkel Gottlieb waren im Betrieb tätig und mein Vater als Verkaufsfahrer, natürlich damals mit Pferden. Mutter Frieda half im Betrieb Flaschen spülen. Ich auch, und eines Tages erwischte die rotierende Flaschenbürste meine Korkenzieherlocke, weg war sie! Aber es passierte weit Schlimmeres. Während Mutter Frieda Flaschen spülte, fuhren meine Cousine Hilde aus Köln und ich Friedhelm spazieren. Als es Zeit zum Füttern war, fuhren wir zum Betrieb. Dort trugen Hilde und Mutter Frieda den Sportwagen die Treppe hoch und Friedhelm stürzte kopfüber heraus auf den Zementboden. Er hatte eine traumatische Epilepsie. Er blieb entwicklungsmäßig auf der Stufe eines 2 jährigen Kindes stehen und bekam schreckliche Anfälle. Er kam später nach Bethel und starb dort im Alter von 6 Jahren. Das war ein Jammer! Meine Eltern haben sehr darunter gelitten. Mein Großvater hing sehr an seinem Elternhaus. Wenn das Wetter einigermaßen war, fuhr er sonntags gegen 13 h ins Neandertal. Ich mußte oder durfte mit. Das hieß für mich am Vormittag ca. 3 km zur Sonntagschule und zurück, schnell Mittagessen und dann zum Bahnhof laufen. Damals gab es noch keine Autos und wer sich in der Natur ergehen wollte, der mußte sich dem Zug anvertrauen. So war immer großes Gedränge, man stand eingepfercht zwischen den Erwachsenen und konnte kaum Luft holen. Nun, es waren nur 3-4 Stationen. Dann ging es im Neandertal zuerst bergab, dann ein Stück Chaussee und dann ging es durch die Wiesen und Felder auf Gut Winkelsen. Wenn wir in die Nähe des Hauses kamen, fingen die Enten auf dem Teich ein lautes Geschrei an. Der Hund fing an zu bellen und oben hieß es: "Sie kommen". Im Wohnzimmer waren lange Tafeln gedeckt mit selbstgebackenem 'Stuten', Vollkornbrot, Butter, Apfelkraut, Weißkäse, Brezeln und süßem Zwieback. Eine 'bergische Kaffeetafel'. Ich lief so schnell wie möglich, meist mit Elisabeth, meiner gleichaltrigen "Cousine", zuerst auf die Koppel. Winkelsen hatte damals Pferdezucht. Die Pferde kamen angetrabt. Einmal sprang der Hengst in hohem Bogen über mich weg. Dann ging es durch den Busch zu Winkelsmühle. Dort konnten wir, wenn wir einen Groschen hatten, Kahn fahren. Einmal hatten wir kein Geld, wollten aber so gerne Kahn fahren. Da haben wir auf "unseren" Wiesen Schlüsselblumen gepflückt und den vorbeikommenden Touristen für 5 Pfg. den Strauß verkauft. Viel zu schnell wurde es Abend und oft mussten die Erwachsenen uns rufen. "Schnell, Elschen, der Zug fährt bald." Dann ging es im Galopp zum Bahnhof. Vorher noch schnell an der Pumpe, die einen dicken Messingknopf hatte, den Durst gelöscht und die Hände gewaschen.
II. Darmstadt-Eberstadt, im Mai 1977
Im Folgenden möchte ich etwas berichten aus meinem Leben und vor allem aus der Geschichte der Familie TRAPPMANN.
Im Jahre 1857 kam mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm TRAPPMANN aus Ohligs und erwarb mit seinem Schwiegervater, der von der "angeren Rhinsitt" (aus Kelzenberg bei Grevenbroich) kam, das Grundstück, das bis dahin einer Familie Winkelsen gehörte.
Dieser "aule Fritz", wie man ihn nannte, war ein frommer Mann, "Ne halve Paschtur", der konnte "kallen wie en Book". Er kannte die Bibel wie 'de Kenger de Fibel". Im Geiste der Bibel erzog er auch "sinn drüttiehn Blagen". Für ihn galt das alte Mettmanner Wort: "Ech on min Trinn trecken an einer Linn". Nicht nur in seiner Familie, sondern auch darüber hinaus war er als bibelkundig und bibelfest bekannt. Jeden Sonntag kamen die Leute "uth allen Ecken on Kangden", vom Potherbruch bis aus dem letzten "Zibbel" Mettmanns nach Winkelsen zur Bibelstunde. Und nicht nur sonntags, sondern auch mittwochs. Gut Winkelsen war auch damals schon Zentrum für Jugendtreffen mit dem ständigen Thema: "Das Kommen des Herrn". Auch aus Düsseldorf kamen Gäste: Johannes Giffey, der Vater unseres späteren Chorleiters in Düsseldorf. Das Gästebuch auf Gut Winkelsen weist u.a. folgende Namen auf: Wilh. Poestges, Düsseldorf 1875, E. Naumann, Elberfeld 1878, Frau Menzel, Millrath 1881, Ernst Lösen, Millrath 1881, C. Helene von Poseck 1885, Hans Herzog, Mettmann 1887. Julius Anton von Poseck wachte am Krankenbett meiner Urgroßmutter Henriette Trappmann geborene Gördts. Am Morgen legte er ein in der Nacht entstandenes Lied vor: "Aufgeschaut, Nacht entflieht, der Morgen graut" (Aussage der Enkelin Clara TRAPPMANN). Eine andere Enkelin, Martha HAHNE, sagt aus, das Lied: "Auf dem Lamm ruht meine Seele" sei bei dieser Gelegenheit entstanden. Nun hat von Poseck ja viele Lieder gedichtet und es besteht die Möglichkeit, daß beide Lieder dort entstanden sind. Das Lied: "Auf dem Lamm ruht meine Seele" wurde früher oft an Sonntagnachmittagen bei uns in Düsseldorf gesungen. Leider ist ein wertvoller Briefwechsel aus dieser Zeit in den Wirren des letzten Krieges verloren gegangen. Ich sehe dieses Bündel Briefe in ein altes Seidentuch geknüpft noch vor mir. Es soll zuletzt bei Hahnes in Barmen gewesen sein.
Mein Großvater war der Älteste von dreizehn Kindern. Er durfte die Lateinschule besuchen und wurde Kaufmann. Er hatte später in Mettmann einen Fouragehandel und ein Geschäft für Haushaltwaren. Meine Großmutter Laura geborene HAUSMANN stammte aus einem solchen Geschäft und war eine vorzügliche Geschäftsfrau. Sie hatte früh die Mutter verloren. Es wurde erzählt, daß ihr Vater in seinem Schmerz manchmal verschwand. Wenn man ihn dann suchte, fand man ihn auf dem obersten Dachboden kniend im Gebet. Meine Großmutter heiratete einen Herrn von KAMP, wurde aber früh Witwe und kehrte mit ihren beiden Kindern, Wilhelm und Wilhelmine, zu ihrem Vater zurück. Dort in Mettmann heiratete sie dann 1883, 31 jährig, meinen Großvater, der vier Jahre jünger war. Sie bekamen noch sechs Kinder. Der Älteste, Ernst, war mein Vater. Danach kam Laura, Walther, Clara und die Zwillinge Gottfried und Gottlieb. Es wird erzählt, daß meine Großmutter alle Kinder gestillt hat, bis sie aus der Tasse trinken konnten und keinen Sauger und keine Flasche benutzt hat, geschweige denn einen Schnuller. Ich habe übrigens bei meinen sieben Kindern auch keinen Schnuller gehabt und alle gestillt, solange es eben ging.
Aus der Kindheit meines Vaters sind noch einige Stückchen zu erzählen. Er bekam von seinen Eltern einen Ziegenbock mit rotem Lederzeug und einem Wagen zum Einspannen geschenkt. Darin fuhr er seine Geschwister spazieren. Es existiert noch ein Brief, den seine Schwester Clara an ihre Tante geschrieben hat. In wunderschöner Handschrift teilt sie ihrer Tante mit , daß sie Ferien bekommt und fragt, ob sie sie besuchen darf. "Ernst bringt mich dann mit dem Ziegenbock" steht darin. (Brief vom 15. August 1895 ist vorhanden)
Ostern 1957 brachte die Mettmanner Zeitung einen Bericht über Osterbräuche im alten Mettmann. Es gibt dort ein Osterholz, Osterreiten, das Osterfeuer etc. Auch sollte man am frühen Ostermorgen die Sonne "hüppen" sehen. Auch einen Kirmesreigen gab es. Am ersten Ostertag begann die Osterholzer Eierkirmes. Damit verband sich das Eierkippen. Die Mettmanner Familien zogen zum "Pitter Hast" wo Körbe voll Eier standen, die gekippt werden mußten. Die Eierspitzen wurden gegeneinander geschlagen bis eines eine "Büll" aufwies, worauf es dem Gewinner gegeben werden mußte. König der Eierkipper war einmal der "Birkenkamps Bengel". Allerdings stellte sich dann heraus, daß dieser sich ein Ei aus Holz gemacht hatte, mit dem er dann jede Konkurrenz schlug. Einmal brauchte mein Vater neue Schuhe. Da die Großmutter nicht aus dem Geschäft weg konnte, ließ man eine Auswahlsendung kommen. Während die Großmutter noch im Geschäft zu tun hatte, zog mein Vater ein Paar sehr schöne und natürlich teure Stiefel an. Sie gefielen ihm und er lief gleich nach draußen auf den Hof und über die Kohlenberge, die da lagen. Die Großeltern hatten ja auch Kohlenhandlung. Die Wahl war getroffen! Der Ziegenbock wurde im Laufe der Zeit zur Plage. Er war neugierig und kletterte die Treppen im Haus hoch. Die Mamsell, die in der Vorratskammer Kaffee holen wollte, wunderte sich doch sehr, daß da jemand Kaffeebohnen verstreut hatte. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, daß es "Ziegenküttel" waren. Im Geschäft gab es Schuhfett, welches in Eimern verkauft wurde. Die Neugier des Ziegenbocks macht auch hiervor nicht halt. Er mußte probieren. Danach schaute er mit schwarzem Bart zum Küchenfenster hinein. Auch zwischen das Porzellan geriet er. Nun, eines Tage war es soweit. Pitt, so hieß der Bock, wurde ins Schlachthaus geführt. Mittags sollen alle weinend um den Tisch gesessen haben. Den frohen Kinderjahren folgten ernste Zeiten. Ein Buchhalter hatte meinen Großvater betrogen. Er hatte hinter seinem Rücken Außenstände kassiert und war damit verschwunden. Das bedeutete den Ruin des gutgehenden Geschäftes und als Schande empfand man es auch. So zog man (1903 JZ) nach Düsseldorf….
Hier endet dieser Bericht - leider viel zu früh. Insbesondere über die Zeit des zweiten Weltkrieges, an dem unser Vater von 1939 bis 1945 teilnehmen musste, hätte ich gerne noch mehr erfahren. Sechs Kleinkinder in dieser Zeit zu versorgen, war eine große Herausforderung. Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, daß es noch viel Berichtenswertes gegeben hätte. Aber aus zweiter Hand Gehörtes aufzuschreiben traue ich mich nicht.
Wer schreibt, der bleibt...
In Düsseldorf gründete mein Urgroßvater 1903 in der Tußmannstraße 3 (unmittelbar an der Brücke zum damaligen Bahnhof Derendorf) das "Haushaltwarenschäft E.G. TRAPPMANN", das nach seinem Tod 1932 vom Sohn Gottlieb weiter geführt wurde. Nach der fast vollständigen Zerstörung durch Bomben im zweiten Weltkrieg baute Onkel Gottlieb, den ich 1950 und 1952 noch kennenlernte, das Geschäft mit Wohnhaus und vielen Wohnungen wieder auf, starb ab er kurz darauf. Das Geschäft wurde noch einige Jahre von der Witwe Jenny Trappmann geb. Voos weitergeführt, dann aber aufgegeben.
Meine erste Frau Ingrid Zint-Brockhagen (1942-2004) wuchs später nur etliche Häuser entfernt in der Tußmannstraße 73 auf. Der Bombenkrieg vertrieb sie jedoch schon als kleines Baby zunächst nach Vlotho an der Weser und 1946 nach Borken ins Hessenland, wo ich sie 1962 kennen lernte, als ihr Bruder Gerhard, den ich als Student in Marburg in der Gruppe der SMD (Studentenmission) kennenlernte, mich zu einem Hausmusikabend nach Borken einlud.
Joachim Helmut Zint - 27.11.2023
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