Notizen zu dieser Person
Stadions älterer Bruder Friedrich Lothar von Stadion (1761-1811) war Domkapitular in Mainz und Würzburg. Als österreichischer Gesandter von1807 bis 1809 in München war dieser zeitweise Vormund der noch nicht volljährigen, aber verwaisten Louise von Sturmfeder, später Hofdame inWien und Erzieherin des späteren österreichischen Kaisers Franz JosephI. und seiner Brüder. Als Geistlicher hatte Friedrich Lothar auf seinErstgeburtsrecht verzichtet. Dieses ging somit an Philipp Graf von Stadion über. Philipp von Stadions Frau Maria Anna Gräfin von Stadion-Thannhausen (1774-1841) war die Tochter des Joseph Johann Nepomuk Georg von Stadion(* 2. Mai 1749 in Mainz; † 17. September 1814). Dieser war kurmainzischer Geheimrat und Obersilberkämmerer sowie Erbtruchseß des HochstiftesAugsburg und seit 1773 verehelicht mit Sophie Isabella Frein von Wamboldt von Umstadt (1757-1843). Aus der Ehe von Johann Philipp Karl Joseph und Maria Anna von Stadionentstammten acht Kinder, darunter Eduard Graf von Stadion (1797-1844)und Franz Seraph Graf von Stadion (1806-1853). Nach einem Studium an der Universität Göttingen ging er mit seinem Bruder und dem gemeinsamen Erzieher und Hofmeister Joseph Hieronymus KarlKolborn, mit dem ihn zeitlebens ein Vertrauensverhältnis verband, aufdie damals übliche Bildungsreise der Grand Tour. Stadion wurde Herr auf dem Fideikommiß Kauth und den weiteren Besitzungen in Westböhmen, comes palatinus, K.k. Geheimrat und Kammerherr, sodann Gesandter in Stockholm (1787–1790) und in London (1790–1793), wo er maßgeblich zum Eintritt Englands in die Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich beitrug. 1793 schied er unter Protest aus demdiplomatischen Dienst aus, als Kaiser Franz II. Polen an Preußen abtreten und die österreichischen Niederlande gegen Bayern tauschen wollte. Im Jahre 1800 nahm er seinen Dienst als Botschafter in Berlin und ab 1803 in St. Petersburg wieder auf. In letzterer Position bewegte er denZaren von Russland zum Eintritt in den Dritten Koalitionskrieg. 1805wurde Graf Stadion zum österreichischen Außenminister ernannt und befasste sich aber vor allem mit den inneren Reformen des Schulwesens undder Verwaltung sowie mit der Wirtschaftsförderung und dem Aufbau einesSystems zur Volksbewaffnung, das gegen das napoleonische Frankreich eingesetzt werden sollte. Stadion riet Kaiser Franz II. 1803 das alte Reich aufzulösen, in der später enttäuschten Hoffnung, so den Rheinbundverhindern zu können. Er war ein Befürworter des österreichischen Aufstands von 1809, der allerdings zusammenbrach, als sich Preußen nicht,wie Stadion gehofft hatte, daran beteiligte. In der Folge der österreichischen Niederlage wurde er als Außenminister durch Metternich abgelöst. Am 13. September 1813 verlieh ihm der preußischen König FriedrichWilhelm III. den Schwarzen Adlerorden.[3] Ab 1815 amtierte Graf Stadion als Finanzminister. Im Zuge seiner Neuordnung des Steuerwesens gründete er 1816 die Oesterreichische Nationalbank. Außenpolitisch stand er im Konflikt mit Kaiser Franz II. und Außenminister Metternich, da ereinen anders organisierten deutschen Staatenbund unter österreichischer Führung favorisierte. Von 1815 bis zu seinem Tod gehörte Stadion – da er auch Graf von Warthausen war – als Standesherr den Württembergischen Ständeversammlungenan.