Bernhard BERNHARDI

Bernhard BERNHARDI

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Bernhard BERNHARDI [1]
Ausbildung Siehe Notizen
Beruf Magistri

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt etwa 1528 Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland nach diesem Ort suchen
Tod zu einem Zeitpunkt zwischen 1586 und 1591 Wimpfen nach diesem Ort suchen
Heirat etwa 1555 Siegen, Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen, Deutschland nach diesem Ort suchen

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder
etwa 1555
Siegen, Siegen-Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Mechthild WAGNER

Notizen zu dieser Person

Band XXII (2003) Spalten 116-120 Autor: Martin Göbler BERNHARDI, Bernhard, lutherischer Theologe, Reformator inNassau-Dillenburg, * um 1528 in Frankfurt am Main, † zwischen 1586 und1591 in Wimpfen. - B., Sohn des Frankfurter Prädikanten Johann(es)Bernhard(i) genannt Algesheimer (cf. BBKL I (1990) 538-539; NDB II118f.) und der Katharina Kraut, besuchte zunächst die Schule in Ulm,seit 1544 die Lateinschule zu Herborn. Ausgestattet mit einemStipendium des Grafen Wilhelm III. von Nassau-Dillenburg wurde er am14.5. 1546 in Marburg, am 30.5. 1549 in Wittenberg immatrikuliert, daser am 14.8. 1550 als Magister der Theologie verließ. Melanchthon undBugenhagen waren seine Lehrer. 1553 wurde B. Rektor und Kaplan derLateinschule in Siegen. Um 1555 verheiratete er sich mit MechthildWagner, Tochter des Siegener Reformators und Superintendenten LeonhardWagner. B. übernahm am 20.5. 1555 das vakante Amt des Hofpredigers undSuperintendenten zu Dillenburg. In dieser Funktion erwarb er sichzahlreiche Verdienste. Er ordnete das Kirchenwesen der Grafschaft, dassich in schlechtem Zustand befand. B. bestand auf der ordnungsmäßigenBerufung der Geistlichen, die theologische Vorbildung und einensittlichen Lebenswandel nachweisen mußten. Um 1560 scheint es Klagenüber seine Person gegeben zu haben, "daß er wie ein Ritter sichkleide, immer mit der Büchse einherginge" (Kruse 1936), hinzu kamenandere Vorwürfe wie Trink- und Zanksucht, Wein- und Pferdehandel undleichtfertige Gesellschaft in und außerhalb des Pastorats. DieseVorwürfe haben sich schon damals als haltlos erwiesen (und werden vonseriösen Historikern auch heute so beurteilt), doch sollten sie nochJahre später unheilvolle Folgen haben. B. oblag die Durchführung derReformation in der Johann VI. vormundschaftlich unterstelltenGrafschaft Hanau (1561/62). Später war er Reformator der GrafschaftDiez, die 1564 gänzlich an Nassau-Dillenburg gefallen war. 1566verfaßte B. auf Initiative des Prinzen von Nassau-Oranien denGründungsentwurf einer nassauischen Hochschule, die jedoch erst 1584in der Herborner Hohen Schule den Lehrbetrieb aufnahm. Nach einemAufenthalt in den Niederlanden ließ Graf Johann VI. vonNassau-Dillenburg etwa zur Jahreswende 1566/67 seine Vorurteile demCalvinismus gegenüber mehr und mehr fallen. Augenfällig ist das vomEnde der sechziger Jahre an besondere Engagement derNassau-Dillenburger Grafen für den niederländischen Freiheitskampf.Kämpften und fielen seine Brüder Adolf († 1568), Ludwig und Heinrich(beide † 1574) an der Seite ihres älteren Bruders Prinz Wilhelm I. vonNassau-Oranien für die Autonomie der Niederlande, so bereitete JohannVI. dem Calvinismus in der gemeinsamen Grafschaft den Boden. Als mitMagister Gerhard Eobanus Geldenhauer gen. Noviomagus († 1580) einCalvinist ins Herborner Pastorat berufen wurde, kam es zu Divergenzenzwischen B. und dem Grafen. Die Streitigkeiten schlossen zunächstdamit, daß B. 1569 die Dillenburger Ämter gegen die SiegenerSuperintendentur einzutauschen hatte. Zwar folgte B. 1569 inDillenburg mit Maximilian Mörlin (1516-1584) ein Lutheraner alsGeneralsuperintendent und Hofprediger, doch auch gegen dessenEinsetzung opponierte B. zunächst, der darum wußte, welcherkirchenpolitische Weg von Johann VI. beschritten war. B. äußerte sichnun offen gegen das Engagement der Grafen im Befreiungskampf derNiederlande und besonders gegen das Anwerben von Söldnern in Nassau,die er in Auslegung von Sacharja 11, 14-17 als Schlachtschafe für "eincalvinisch werk" (Steubing) sah. Hinzu kam seine Haltung in der Fragedes von den in Siegen lebenden niederländischen Emigrantenverabscheuten Taufexorzismus. B. verteidigte dies "adiaphoron" nicht,fand es jedoch bedenklich, den Brauch "um einiger Fremden willen zubeseitigen" (Wolf). Es kam zu einem brieflichen Disput zwischen JohannVI. und B., dessen Antwortschreiben vom Grafen Geldenhauer zurBegutachtung vorgelegt und von diesem als "nicht gerecht geredet"befunden wurden. Sich der Anklagen von 1560 erinnernd wurden zugleichin Siegen Gerüchte gestreut, B., Seelsorger der dort festgesetztenAnna von Sachsen, Ehefrau des Prinzen von Nassau-Oranien, die nacheinem wahrscheinlichen Ehebruch mit dem Advokaten Jan Rubens in Siegenmit einem Kinde niedergekommen war, arrangiere mit jener PrinzessinTrinkgelage und triebe mit ihr Unzucht. Johann VI. ließ B. im Juli1572 einkerkern, scheinbar um "ein ihn gänzlich diskreditierendes'Bekenntnis'" (Mahlmann) hinsichtlich seiner politischen,theologischen und moralischen Verfehlungen zu erpressen. Zwischen dem10.8. und 16.9. 1572 bat der inhaftierte B. mehrmals umseelsorgerlichen Beistand durch Mörlin, dann um Entlassung gegenKaution, doch wurden seine Bitten vom Grafen abgelehnt. Dem gräflichenRänkespiel war schließlich Erfolg beschieden: Demoralisiertunterschrieb B. am 27.9. 1572 ein von Johann VI. präpariertesGeständnis, wurde daraufhin abgesetzt und mußte "bei Jahresfrist sichaus dem Lande begeben". Er wurde im Frühjahr 1573 Pfarrer an derDominikanerkirche (Predigerkirche) in Speyer, wo bereits sein SchwagerTheophil Wagner wirkte, und endlich 1584 Superintendent imkurpfälzischen Wiesloch-Walldorf. B.s Verbindungen in die alte Heimatwaren damit nicht wirklich abgerissen. Am 8.4. 1585 bat B. Johann VI.um Erlaubnis, "sich wieder nach Siegen zu begeben, wo er seine Wohnungund Güter hätte" (Steubing). In Siegen und Umgebung lebten B.s Kinder,so der Sohn Heinrich, der sich am 7.1. 1578 in Heidelbergimmatrikulierte und später Advokat in Siegen war, oder die TochterMargarethe († 1619), die Ehefrau des Bernhard Pfaff, Burggraf dernassauischen Johannisburg bei Nenderoth im Westerwald. Aber Johann VIerteilte B. erneut eine Absage. - Johann VI. erwarb nach B.s Tod umdas Jahr 1590 für 400 Gulden dessen umfangreiche Bibliothek alsGrundstock für die Bibliothek der Hohen Schule in Herborn. B., "einwissenschaftlich gebildeter" (Cuno), "wohlunterrichteter undorganisatorisch befähigter Theologe" und zunächst "Anhänger einerVermittlungstheologie" (Wolf) im Sinne seines Lehrers Melanchthon, warseit 1567/68 Vertreter einer genuinen lutherischen Theologie, die erin Nassau-Dillenburg entgegen der Politik des Grafenhauses zu bewahrensuchte. Dabei scheute er, "wie übrigens alle charaktervollen Theologendes 16. und 17. Jahrhunderts in ähnlichen Fällen" (Mahlmann), denpolitischen Ungehorsam nicht. Erst B.s gewaltsame Entfernung ausNassau-Dillenburg gab dort den Weg frei für die Einführung desreformierten Bekenntnisses. Lit.: Johann Hermann Steubing, Biografische Mitteilungen aus dem 16.Jahrhundert. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte in Nassau, Gießen 1790,17-35; - August Nebe, Zur Geschichte der ev. Kirche in Nassau, Herborn1867; - Friedrich-Wilhelm Cuno, Geschichte der Stadt Siegen, Siegen1872; - Heinrich Schlosser, Die ev. Kirche in Nassau-Oranien1530-1930. Festschrift zum Gedächtnis der Einführung der Reformation(1530) und des Heidelberger Katechismus (1580) in den GrafschaftenNassau-Dillenburg und Nassau-Siegen, Siegen 1931; - Hans Kruse,Wilhelm von Oranien und Anna von Sachsen, in: Nassauische Annalen,Band 54, Wiesbaden, 1934, 1-134; - ders., Geschichte des höherenSchulwesens in Siegen 1536-1936. Festschrift zum 400jährigen Jubiläumdes Realgymnasiums in Siegen, Siegen 1936; - Karl Wolf, Die Einführungder reformierten Lehre in Nassau-Dillenburg, in: Nassauische Annalen,Band 66, Wiesbaden, 1955 163-177; - Guido Biundo, Die ev. Geistlichender Pfalz seit der Reformation. Pfälzisches Pfarrerbuch, Neustadt a.d. Aisch 1968, Nr. 330; - Heinrich Steitz, Geschichte derevangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Wiesbaden 1977; - AloisSchröer, Die Reformation in Westfalen. Der Glaubenskampf in einerLandschaft, 1. Band, Münster 1979, 139-157; - Friedrich-Wilhelm Bauks,Die ev. Pfarrer in Westfalen von der Reformationszeit bis 1945,Bielefeld 1980, Nr. 427 ; - Otto Renkhoff, Nassauische Biographie.Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, Wiesbaden 21992, Nr. 281; -Robert Stupperich, Westfälische Reformationsgeschichte. HistorischerÜberblick und theologische Einordnung, Bielefeld 1993; - RichardWetzel, Christoph Pezel (1539-1604). Die Vorreden zu seinenMelanchthon-Editionen als Propagandatexte der "2. Reformation", in:Heinz Scheible (Hrsg.), Melanchthon in seinen Schülern. WolfenbüttelerForschungen, Band 73, Wiesbaden 1997, 496; - Theodor Mahlmann, DasHerborner Melanchthon-Autographon, in: Barbara Bauer (Hrsg.):Melanchthon und die Marburger Professoren 1527-1627, Marburg 1999,37-61. Martin Göbler

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1 FB Nenderoth

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Hochgeladen 2024-01-14 21:16:42.0
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