Minna Martha Maria SEMBT

Minna Sembt war eine liebe, einfache und arbeitsame Frau. Ihre Ehe war kinderlos geblieben und wenn wir zu meinen Kinderzeiten in Cottbus waren, haben wir, soweit ich weiß, nie bei anderen Geschwistern meines Vaters, sondern immer bei Rudolf und Minna übernachtet. Sie hatte zwar die Schule besucht und sicher auch Lesen und Schreiben gelernt, aber die Fähigkeit des Schreibens mangels Übung wieder verlernt. Ihr Geschriebenes war wohl s fehlerhaft, daß ihr Mann Rudolf immer gesagt hat: Komm laß', ich mach ' das schon. Gelesen hat sie allerdings immer. Auch nach dem Tode ihres Mannes fand sich unter ihren Freundinnen immer eine, die für sie den Stift führte. Ihren Vater, von Beruf Kutscher, habe ich auch noch kennengelernt. Er imponierte mir als Kind vorzugsweise durch die Fähigkeit, sich durch Zuhalten eines Nasenlochs ohne Taschentuch nur mit den Fingern die Nase schneuzen zu können. Ich habe das immer versucht, aber nie gekonnt, mit den entsprechenden Folgen. Sie und ihr Mann Rudolf haben uns, im Gegensatz zu den anderen Geschwistern meines Vaters, mit einer gewissen Regelmäßigkeit, wenn auch in großen Zeitabständen, an unseren jeweiligen Wohnorten in Ennepetal, Sennestadt und Wolfgruben besucht. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie im Altenheim Riedelstift in Cottbus und war, wie das so ist wenn man wie sie sehr alt wird, einsam. Kinder und Enkel gab es nicht und ihre Freundinnen waren vor ihr gestorben oder aus der erreichbaren Nähe weggezogen. Sie hatte wohl, wie man das so sagt, einen "schönen " Tod. Eines Morgens ist sie nicht wieder aufgewacht.

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