Pippin VON HERISTAL

Pippin VON HERISTAL

Eigenschaften

Art Wert Datum Ort Quellenangaben
Name Pippin VON HERISTAL [1]

Ereignisse

Art Datum Ort Quellenangaben
Geburt zu einem Zeitpunkt zwischen 635 und 650 [2]
Tod 16. Dezember 714 [3]
Profession [4]
Heirat 670 [5]

Ehepartner und Kinder

Heirat Ehepartner Kinder

Alphais
Heirat Ehepartner Kinder
670
PLECTRUDE

Notizen zu dieser Person

Pippin II. der Mittlere von Heristal Fränkischer Hausmeier ------------------------------------------ 635 oder 640/50-16.12.714 Jupille Begraben: Chevremont Sohn des Domesticus Ansegisel und der Begga; Enkel Pippins I. desÄlteren und Arnulfs Bischof von Metz Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2167 ******************** Pippin II. der Mittlere, fränkischer Hausmeier --------------------------- * ca. 640/50, + 16. Dezember 714 Jupille (Maas) Begraben: Chevremont Eltern: ARNULFINGERAnsegisel und Begga, Tochter Pippins I. 1. oo Plektrud zwei Söhne: -------------- Drogo Grimoald II. 2. oo Chalpaida Sohn: ------- Karl Martell 3. N.N. Sohn: ------- Childebrand Pippin II., Erbe der austrasischen Hausmeierdynastie, die nach demmißglückten ?Staatsstreich? Grimoalds I. vorerst ausgeschaltet war,gelang es in zähem Ringen, die reichen Besitzungen sowie den Anhang imaustrasischen Adel zu behaupten, nicht zuletzt dank der Heirat mit deraus vornehmen austrasischem Adel stammenden Plektrud (um 670). ImKonflikt mit dem neustrischen Hausmeier Ebroin unterlag er zusammenmit dem Dux Martin bei Laon (vor 680); Martin wurde erschlagen, Pippinkonnte fliehen. Nach der Ermordung Ebroins (680) anerkannte der neueHausmeier Waratto Pippins Vormacht in Austrasien. Dieser Ausgleichendete 686 mit Warattos Tod, dessen Nachfolger und SchwiegersohnBerchar auch im nesutrischen Adel umstritten war. Von diesem zumEingreifen ermuntert, erfocht Pippin der Mittlere 687 bei Tertry (ander Somme) den entscheidenden Sieg. Sowohl die Metzer Annalen wie diemoderne Historiographie sehen 687 als Epochenjahr, das den Aufstiegder KAROLINGER einleitete. Pippin der Mittlere respektierte abersowohl das Thronrecht der MEROWINGER als auch die Hausmeierstellungdes unterlegenen Berchar; nach dessen Ermordung im folgenden Jahrübernahm er formell das höchste Amt und verheiratete seinen Sohn Drogomit Berchars Tochter. Von Austrasien aus regierte er das Reich, am Hofvon Nordebert, einem zuverlässigen Anhänger, vertreten. Drogo ernannteer zum Dux der Champagne. Noch vor 700 übertrug er die Hausmeierwürdeauf seinen jüngeren Sohn Grimoald II., Drogo erschien nun als Dux derBurgunder. Pippin selbst, in den Quellen meist 'princeps' oder 'dux'genannt, hatte ohne eigentliches Amt die Gesamtleitung des Reichesinne. Zur Konsolidierung des Reiches gehörte notwendig dieAuseinandersetzung mit den 'Stämmen', die jedoch nicht allzuerfolgreich verlief: Die autonome Stellung des aquitanischenHerzogtums blieb erhalten, und Feldzüge gegen den alemannischen Herzog(709-712) verliefen ohne nachhaltigen Erfolg, Sachsen und Bayernblieben völlig unbehelligt. Erfolgreich dagegen waren Züge gegen dieFriesen (690,695); Utrecht wurde eingenommen und die fränkischeVormacht durch ein Ehebündnis abgesichert (Grimoald II. ooTheudesinde, Tochter des friesischen Herzogs Radbod). Pippin derMittlere übertrug dem angelsächsischen Missionar Willibrord vor 703/04Utrecht als Bischofssitz. Das Kloster Echternach, das Willibrord vonder vermutlichen Schwiegermutter Pippins, Irmina, erhalten hatte, truger Pippin und Plektrud auf, um es anschließend mit weiterenSchenkungen als karolingisches Hauskloster zurückzuerhalten. Mit derGründung weiterer Klöster und der Förderung der Mission sicherte sichPippin der Mittlere das fürbittende Gebet ebenso wie weitereStützpunkte seines politischen Einflusses. Der Tod Drogos 708 und dieErmordung Grimoalds II. 714 überschatteten Pippins letzte Jahre; inÜbergehung möglicher Ansprüche Karl Martells wurde unter Plektrudsmaßgeblichem Einfluß Grimoalds unmündiger Sohn Theudoald zumNachfolger bestimmt. Als Pippin der Mittlerestarb, waren die Konflikteder nächsten Jahre bereits vorprogrammiert. Literatur: ------------ H. Bonnell, Die Anfänge des karol. Hauses, 1886 - E. Hlawitschka, DieVorfahren Karls d. Gr. (Braunfels, KdG, I, 1965), 51-62 - I. Heidrich,Titular und Urkk. der arnulf. Hausmeier, ADipl 11/12, 1965/66, 71-279- I. Hasselbach, Aufstieg und Herrschaft der Karolinger in derDarstellung der sog. Annales Mettenses priores, 1970 - M. Werner, DerLütticher Raum in frühkarol. Zeit, 1980, 405-368 - R. A. Gerberding,The Rise of the Carolingians and the Liber hist. Francorum, 1987 - -------------------------------------------------------------------------------- Biographien zur Weltgeschichte: Seite 455 ************************** Pippin II., der Mittlere, Pippin von Heristall, Hausmeier imFrankenreich ----------------------------------------------------- * um 635, + 16.12.714 Jupille Enkel Pippins des Älteren und Bischof Arnulfs von Metz Pippin II., der seit Ende der 70-er Jahre eine führende Stellung inAustrasien gewann, leitete mit seinem Sieg bei Tertry über denneustrischen Hausmeier Berchar die Entscheidung für die VorherrschaftAustrasiens im Frankenreich und für den Aufstieg der KAROLINGER ein.Nach der Ermordung Berchars (688/89) übernahm Pippin II. der Mittleredie Hausmeierfunktion für das gesamte Frankenreich. SeinenGrundbesitz, der die beiden großen Komplexe aus dem Besitz der beidenGroßväter im Maas-Mosel-Raum vereinte, dehnte er durch seine Ehe mitPlektrudis bis in die Eifel und an die mittlere Mosel aus. DurchVermählung seines Sohnes Drogo mit der Witwe Berchars, Austrudis, unddie Verdrängung der MEROWINGER aus Paris und den Hauptpfalzen, inseiner Umgebung durch seinen Sohn Grimoald sicherte sich Pippin derMittleredas entscheidende Übergewicht im gesamten Reich.Außenpolitische Erfolge erreichte Pippin II. mit der EroberungW-Frieslands bis zum Altrhein (wahrscheinlich 690-695), das er derchristlichen Mission des Angelsachsen Willibrord erschloß, und derUnterwerfung des während des 7. Jh. faktisch wieder unabhängiggewordenem Herzogtümern Thüringen. Dagegen hatte er in 4 Feldzügengegen die Alamannen keinen entscheidenden Erfolg, und auch die Bayernbehauptetetn noch ihre faktische Unabhängigkeit, wenn sie auch durchfränkische Missionare kirchlich und kulturell wieder näher an dasFrankenreich herangeführt wurden. -------------------------------------------------------------------------------- Hlawitschka Eduard: Seite 75 ***************** "Die Vorfahren Karls des Großen 15 Pippin der Mittlere --------------------------- Pippinus, filius Ansegisili quondam, nennt sich Pippin der Mittlerewiederholt in Urkunden; vgl. C. Wampach, Echternach 1, 2, Nr. 14, 15,24, Seite 39ff.; desgleichen so bei Lib. Hist. Franc. c. 46, MG. SS.rer. Merov. 2, Seite 320, ud Contin. Fredegarii c. 3, ebd., Seite 170;usw. Zur Abstammung von Begga vgl. bei Nr. 8. - Eratque Pippino principeuxor nobilissima et sapientissima nomine Plectrudis. Ex ipsa genuitfilios duos; nomen maioris Drocus, nomen vero minoris Grimoaldus;Liber Hist. Franc. c. 48, Seite 323, daraus Contin. Fredegarii c. 5,Seite 171. - Pippinus aliam duxit uxorem nobilem et elegantem nomineChalpaida, ex qua genuit filium, vocavitque nomen eius lingueproprietate Carlo; Contin. Fredegarii c. 6, Seite 712, in Anlehnung anLib. Hist. Franc. c. 49, wo der Name Chalpaidas allerdings erst späterzugefügt worden ist. Sonstige Quellen BM² 4b-21h. -------------------------------------------------------------------------------- Im Krieg zwischen dem Hausmeister Neustriens und Burgunds, Ebroin, undPippin, Hausmeister Austrasiens, siegte Ebroin 680 bei Lucafo (östlichvon Laon), wurde aber 681 vom neustrischen Adel ermordet. Als Exponentder austrasischen Aristokratie schlug Pippin denneustrisch-burgundischen Hausmeier Berchar 687 bei Tertry (bei SaintQuentin) und wurde Hausmeier im gesamten Frankenreich. Er regierteseitdem selbständig und versuchte die fränkische Machtwiederherzustellen. Im Jahre 689 besiegte er den Friesen-Herzog Radbodin der Schlacht bei Wijk bij Durstedte (unweit Utrechts) und eroberteW-Friesland. In der Folgezeit unterstützte er die Missionstätigkeitdes angelsächsischen Mönchs Willibrord in Friesland. Seine zwischen709 und 712 unternommenen Feldzüge gegen die Alamannen endeten ohneErfolg. Pippin hatte, gestützt auf den umfangreichen Grundbesitzseines Geschlechts in dem ökonomisch aufstrebenden Austrasien, auf diehier noch zahlreiche Schicht freier Bauern und auf die austrasischenFeudalherren, als Hausmeier faktisch die Funktion der Zentralgewaltausgeübt. Die MEROWINGER-Könige waren endgültig zu Schattenkönigenherabgesunken. Da seine legitimen Söhne vor ihm gestorben waren,übertrugPippin die Herrschaft seinem Enkel Theodebald, der sich jedochnicht gegen Karl Martell durchsetzen konnte. Schieffer Rudolf: ************** "Die Karolinger" Wie es Pippin dem Mittleren und seiner Mutter Begga gelungen ist, sichwährend der kritischen 660er und 670er Jahre ihrer zahlreichenWidersacher zu erwehren, Besitzungen und bewaffnete Anhängerschafttrotz aller Einbußen als entscheidendes politisches Kapital im Kern zubehaupten und obendrein die Erinnerung an machtvolle Taten derVorväter an der Spitze der Austrier wach zu halten, ist nirgendsüberliefert. Bezeichnenderweise ließ Begga nach dem Tode ihres Gemahlsmehrere Jahrzehnte verstreichen, bevor sie um 691 (das heißt erst nachdem Sieg ihres Sohnes) die für eine hochadelige Matrone geradezustandesgemäße Klostergründung in Andenne an der Maas vornahm, die ihrin späterer Zeit den Rang einer Heiligen eintrug. Vorerst jedochmußten Pippin und sie ziemlich ohnmächtig mitansehen, wie dieEntwicklung des Frankenreiches über ihr Haus hinwegzugehen schien. ImZentrum des wechselvollen Geschehens stand der neustrische HausmeisterEbroin, der sein Machtwort in allen drei Teilreichen zur Geltungbrachte und auch von den jugendlichen MEROWINGER-Königen allenfallszeitweilig beiseite zu schieben war. Immerhin scheint der bisweilenblutig unterdrückte Widerstand geistlicher und weltlicher Großer amheftigsten in Auster gewesen zu sein, und dort begann sich auch dasBlatt zu wenden, als Childerich II., mittlerweile König desGesamtreiches, 675 ermordet wurde und sein Hausmeier Wulfoald wenigspäter starb. Gegen den Versuch des daraufhin aus der Klosterhaftentwichenen Ebroin, im Namen des verbliebenen MEROWINGERS TheuderichIII. (673/75-690/91) von Neustrien her sein Regiment zu erneuern, tratnun der halbvergessene Vetter Dagobert II. auf, aus seinemlangjährigen irischen Exil hervorgeholt von austrischen Kreisen, indenen auch Pippin zu vermuten ist. Jedenfalls gilt im "Buch derFrankengeschichte" Wulfoalds und "der Könige" Tod als Voraussetzungdafür, dass ein gewisser dux Martin und eben Pippin, der SohnAnsegisels, in Auster die Oberhand gewannen und mit einem großen Heergegen Theuderich und seinen Hausmeier Ebroin zogen. Kaum 20 Jahre nach dem schmählichen Scheitern Grimoalds und seinesKönigsplans stand also der Neffe Pippin wieder in vorderster Linie derAustrier. Das völlige Schweigen der Quellen über die Hintergründedieser erstaunlichen und höchst folgenreichen Entwicklung hat unterden Historikern manche Bemühungen ausgelöst, wenigstens indirektnäheren Aufschluß zu gewinnen. Dabei richtet sich das Augenmerk vorallem auf die Tatsache, dass gerade in den dunkelsten Jahren um 670Pippins Heirat mit Plektrud, der Tochter Hugoberts, fallen muß, die inden folgenden Jahrzehnten eine recht bedeutende Rolle spielen sollte.Dass sie einer vornehmen austrasischen Familie entstammte, darf manohne weiteres unterstellen, doch scheint es, dass sich dieserEindruck, wenn auch nicht mit letzter Sicherheit, genealogischpräzisieren läßt. Demnach wäre Plektruds Mutter Irmina gewesen, dieals Witwe Äbtissin des Nonnenklosters Echternach an der Sauer wurdeund außer Plektrud eine weitere Tochter namens Adela hatte, dieGründerin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier. Zusammenmit einigen weiteren Verwandten, die auf diesem Wege erschlossenwerden können, zeichnet sich hier das Bild eines hochbedeutendenAdelsgeschlechts ab, dessen Macht sich von der mittleren Mosel überdie Eifel bis an den Niederrhein nördlich von Köln erstreckte und indieser Weiträumigkeit den ARNULFINGERN/PIPPINIDEN kaum nachstand. Wennsich Pippin, der Erbe der vorerst ausgeschalteten Hausmeierdynastie,um 670 mit einer derartigen Familie verschwägert haben sollte, diezudem in Plektruds Generation keinen eigenen Stammhalter mehrhervorgebracht zu haben scheint, dürfte ihm ein Potential zugewachsensein, das die Verluste an der Hinterlassenschaft der beiden Großvätermehr als aufwog und ihm gestattete, im Kreise der austrasischenFührungsschicht wieder einen vorrangigen Platz zu beanspruchen.Zugleich würde diese Kombination Plektruds besonderen Rang an derSeite Pippins verständlich machen. Wie dem auch sei: Sicher ist, dassdie späteren KAROLINGER an den Wiederaufstieg unter Pippin demMittleren eine konkrete Erinnerung hatten als an die Ursprünge ihrerDynastie um die Wende zum 7. Jahrhundert. Als Pippins "normensetzendeTat" (K. Hauck) galt nicht seine einträgliche Heirat, sondern derrächende Todschlag an Gundewin, dem Mörder seines Vaters Ansegisel. Um800 wurde dies ausdrücklich mit Davids Sieg über den Riesen Goliathverglichen - für jenen der Anfang seines Weges zum Königtum - undzeitlich an die Spitze der gesamten Familienüberlieferung gerückt.Pippin sollte demnach bereits als ganz junger Mann den übermächtigenGegner niedergestreckt und sogleich dessen Schätze unter seineGetreuen verteilt haben; darauf hätten sich "Stärke und Erfolg"Pippins weit herumgesprochen, und die Vornehmsten der Franken, diedurch Pippins Vater Ansegisel zu ihren Ämtern gekommen waren, hättensich mit ihrem Gefolge ihm angeschlossen. So sei Pippin zur "Führungbei den östlichen Franken" gelangt, heißt es zugespitzt in densogenannten Metzer Annalen, die damit immerhin den Mechanismus derGefolgschaftsbildung treffend wiedergeben. Das rühmende Andenken an eine geglückte Blutrache, die tatsächlichwohl nicht mehr war als eine Episode in den austrasischen Adelsfehdenjener Jahrzehnte, überdeckte später die wichtigere Tatsache, dassPippin bei seinem Aufstieg ab 675 keineswegs vom Erfolg verwöhnt warund sehr leicht vom Strudel der Machtkämpfe hätte hinweggespült werdenkönnen. Der Feldzug, den er noch gemeinsam mit dem Gefährten Martin(trotz mancher Mutmaßung wohl keinem seiner Verwandten) zwischen 675und 679 gegen den Hausmeier Ebroin anführte, endete nämlich nachschweren Ringen bei Lucofa (in der Nähe von Laon) mit einem Sieg derNeustrier, der Martins Tod zur Folge hatte, während Pippin sein Heilin der Flucht suchte. Einen weiteren argen Rückschlag muß für ihn dieErmordung "seines" Königs Dagobert II. Ende 679 bedeutet haben. Indieser prekären Lage rettete ihn zunächst nur, dass auch Ebroin kurzdanach (680) der Bluttat eines Neustriers anheimfiel und der neueHausmeier Waratto bereit war, gegen die Stellung von Geiseln PippinsVormacht in Austrien hinzunehmen. Doch schon bald wurde Waratto vonseinem aggressiveren Sohn Gislemar verdrängt, der mit Waffengewalt681/83 gegen Pippin vorging; Namur und Köln werden dabei als dessenStützpunkte genannt, die jedoch nicht verhindern konnten, dass erabermals den kürzeren zog. Gislemar vermochte den Erfolg indes nichtzu nutzen, weil er plötzlich starb, worauf sein Vater Waratto wiederins Hausmeieramt zurückkehrte und seine ausgleichende Politikfortsetzte. Eine Verschiebung der Gewichte trat erst ein, als nachWarattos Tod (686) dessen Schwiegersohn Berchar Hausmeier wurde, denndieser Mann hatte offenbar von vornherein mächtige Gegner imneustrischen Adel, die sich nun mit Pippin verschworen und ihn zumEingreifen ermunterten. Bei Tertry (an der Somme) errang er im Jahre687 den entscheidenden Sieg über die Neustrier unter Berchar und KönigTheuderich III. Damit konnte Pippin seine politische Vormacht inAuster endgültig festigen und zugleich den Weg zu deren formalerLegalisierung ebnen. Denn nach dem baldigen Ende Berchars hinderte ihnnichts mehr, seine Autorität vollends auch auf Neustrien auszudehnen,und er "nahm König Theuderich samt seinen Schätzen bei sich auf", wieder Fortsetzer der Fredegar-Chronik 50 Jahre später in stolzerPointierung die Tatsache umschrieb, dass Pippin fortan denbestimmenden Einfluß auf den MEROWINGER und das gesamte Frankenreichbesaß. Pippin suchte anfangs den bezwungenen neustrischen Hausmeier Bercharim Amt zu belassen. Erst als dieser Ende 688 einem Anschlag seinerSchwiegermutter Ansfeld zum Opfer gefallen war, verschaffte sichPippin auch förmlich den höchsten Rang nach dem König und verheirateteseinen Sohn Drogo mit Berchars Tochter Adaltrud, der Enkelin Ansfleds.Auf diese Weise verband er sein Haus mit einer mächtigen Adelssippevon der unteren Seine, die schon vor 687 in Neustrien erkennbar derpippinidischen Herrschaft vorgearbeitet hatte. Pippin dezentralisierte die Familienherrschaft, sobald dazu diepersonellen Voraussetzungen bestanden. Sein ältester nach Neustrienverheirateter Sohn Drogo, der schon um 690 als dux in der Champagneaufgetreten war, wird nach 697 in den Quellen als dux der Burgunderbezeugt, während der jüngere Grimoald um dieselbe Zeit sogar dasHausmeieramt des Vaters übernahm und nach Neustrien ging, was dort denSpielraum der merowingischen Könige weiter einengte und ihreunmittelbaren Kontakte mit anderen Großen erlöschen ließ. Pippinkonnte sich daher nach 700 darauf beschränken, in der ganz informellenStellung eines princeps Francorum seine persönlich errungene Autoritäteinzusetzen, die eben auch den dynastischen Anspruch einschloß, dieMacht unter seinen Nachkommen zu teilen. Die letzten Jahre Pippins des Mittleren waren von familiärem Unglücküberschattet. 708 verlor er seinen ältesten Sohn Drogo, den dux derBurgunder, der sein Grab in Metz - als erster der Familie - beimheiligen "Spitzenahn" Arnulf fand. Er hinterließ vier Söhne, doch galtoffenbar kein Erstgeburtsrecht, denn statt der Enkel trat nun um sodeutlicher Pippins jüngerer Sohn Grimoald in den Vordergrund, den derVater ja schon früher durch die Überlassung der Hausmeieramtesbevorzugt hatte. Im März 714 war Pippin dann bereits so krank, dass ereine Urkunde zur Übertragung des Klosters Susteren (an der Maas) anWillibrord nicht mehr unterschreiben konnte, weshalb Plektrud dasRechtsgeschäft übernahm; ihre präzise Formulierung, dass künftige Äbtedie Treue zu "uns und unserem Sohn Grimoald und dessen Söhnen und denSöhnen Drogos, unseren Enkeln" wahren sollten, wirkt wie die Vorahnungkünftiger Konflikte, war sie doch sichtlich von der Sorge bestimmt,dass nach dem erwarteten Tod Pippinsauch Söhne aus anderenVerbindungen ihre Ansprüche erheben könnten, nämlich vor allem Karl(Martell), der Sohn seiner Nebenfrau Chalpaida, weniger wohlChildebrand, den eine namentlich nicht bekannte Mutter geboren hatte.Den denkbar schwersten Schlag mußte es daher gerade für Plektrudbedeuten, dass ihr aus Neustrien herbeigerufener Sohn Grimoald, in demwohl jeder seit langem den Nachfolger Pippins sah, im folgenden Monatin Lüttich von einem Heiden, wohl einem Friesen, erschlagen wurde. Umdie Konkurrenz der Halbbrüder abzuwehren, griff man auch jetzt nichtauf die Söhne Drogos zurück, sondern faßte den raschen Entschluß,Grimoalds Sohn Theudoald zum neuen Hausmeier zu machen, der in einemTeil der Quellen, jedoch wohl in polemischer Absicht, als minderjährigbezeichnet wird und jedenfalls den Makel hatte, seinerseits nichtehelichen Ursprungs zu sein. Ob Pippin selber, wie ihm späternachgerühmt wurde, noch die Kraft fand, die Bluttat an seinem Sohn zurächen, ist zweifelhaft; jedenfalls starb er am 16.12.741, anscheinendin Jupille, ohne einen allseits anerkannten Erben, auf den reibungslosdie Vormacht unter den Franken hätte übergehen können, wie sie Pippinin seiner Jugend erkämpft und dann 27 Jahre hindurch behauptet hatte. 670 oo Plektrudis, Tochter des Hugobert und der Irmina um 650- 725 Kinder: Grimoald II. - April 714 Drogo Herzog der Champagne - 708 Illegitim von Chalpaida Karl Martell 688-22.10.741 Childebrand unbekannte Mutter - Literatur: ----------- Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum- Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998,Seite 4,11,19 - Borgolte Michael: Geschichte der GrafschaftenAlemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 26,41,45,246 - DahnFelix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899 - Dahn Felix: DieVölkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. VerlagHans Kaiser Klagenfurt 1977, Seite 454,457,461,464,479 - DeutscheGeschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des FeudalismusMitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der WissenschaftenBerlin 1982, Seite 261,264,265,266,282-283,304 - Die Salier und dasReich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite38,207/Band III Seite 529 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter.Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 56 - Epperlein Siegfried: Karlder Große. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974, Seite10 - Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. KohlhammerGmbH Stuttgart Berlin Köln 1988, Seite 90,178,202,206 - Geuenich,Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer StuttgartBerlin Köln 1997, Seite 104-107,159 - Herm, Gerhard: Karl der Große.ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 13,45,66,72 -Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen.Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und desReiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag:Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 131,167 -Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle derdeutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17 -Hlawitschka, Eduard: Zu den Grundlagen des Aufstiegs der Karolinger.Beschäftigung mit zwei Büchern von Matthias Werner in: Stirps Regia.Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter.Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite43-105 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart1986, Seite 121,124,127 - Kalckhoff Andreas: Karl der Große. Profileeines Herrschers. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987, Seite 33-34 -Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern.Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Nack Emil:Germanien. Ländern und Völker der Germanen. Gondrom Verlag GmbH & Co.KG, Bindlach 1977, Seite 258,263,265,269 - Riche Pierre: DieKarolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch VerlagGmbH & Co. KG, München 1991, Seite 41,44-52,64,327 - Schieffer Rudolf:Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite22-38,40-43,47,50.53,70,139 - Schneider Reinhard: Königswahl undKönigserhebung im Frühmittelalter. Anton Hiersemann Stuttgart 1972Seite 140,150,173,176,177,179,215,241 - Werner Matthias: Adelsfamilienim Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen1982, Seite 13-327 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser undHeiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 29,70 - -------------------------------------------------------------------------------- Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber -http://www.genealogie-mittelalter.de --------------------------------------------------------------------------------

Quellenangaben

1 http://www.mittelalter-genealogie.de/karolinger_arnulfinger/ansegisel_vor_679.html
2 http://www.mittelalter-genealogie.de/karolinger_arnulfinger/pippin_2_der_mittlere_714.html
3 http://www.mittelalter-genealogie.de/karolinger_arnulfinger/pippin_2_der_mittlere_714.html
4 http://www.mittelalter-genealogie.de/karolinger_arnulfinger/ansegisel_vor_679.html
5 http://www.mittelalter-genealogie.de/karolinger_arnulfinger/pippin_2_der_mittlere_714.html

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